2. Fastenpredigt in St. Hedwig

Am Samstag, dem 14. März 2020 hielt Pfarrer i. R. Franz Lomberg in St. Hedwig die 2. und damit leider auch letzte Fastenpredigt. Aufgrund der drastischen Zunahme von Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus bleiben ab 16. März 2020 bis voraussichtlich 4. April 2020 alle Kirche, Gemeindehäuser und Pfarrbüros für die Öffentlichkeit geschlossen. Nähere Infos hierzu können Sie dem nachfolgenden Link entnehmen. Alle Kindergärten bleiben bis zum 17. April 2020 geschlossen.

Doch nun zu unserer 2. Fastenpredigt. Sie hatte das Thema Ökumene zum Inhalt. Zuvor jedoch begrüßte Frau A. Polten unseren Gastredner, der nicht nur Pfarrer in unsereren Gemeinden war, sondern – zusammen mit Pfarrer Arndt aus der evangelischen Gemeinde –  den Arbeitskreis Christlicher Kirchen – kurz ACK – ins Leben rief.

In seiner Predigt bezog sich Pfarrer Franz Lomberg auf das Motto Handeln statt reden. Es sei schon in der Ökumene viel zu viel geredet worden, ohne dass sich etwas bewegt hätte. Es müssten jetzt auch Konsequenzen des schon so lange andauernden Prozesses erkennbar werden. Viel sei bereits geschehen im gemeinsamen Bemühen um eine Annäherung: Ökumenische Gebete, den Weltgebetstag der Frauen, Friedensgebete, Ökumenische Gottesdienste, Ökumenische Ausschüsse, Feste, gemeinsame Feiern und Bibelkreise. Ein wichtiger Punkt hierbei war auch die Gründung des lokalen ACKs Griesheim an Pfingsten 1999.

Immer wieder wurden die, denen die Ökumene am Herzen lag, zu Geduld aufgerufen, ohne dass sich etwas entscheidendes getan hätte. Sicher wurde auch schon viel erreicht, besonders im Hinblick auf die schwierigen Beziehungen in früheren Zeiten.

Leider muss man aber auch feststellen, dass die Kirchenleitungen in letzter Zeit auf der Stelle treten. Es tut sich im Moment wenig im Bereich der Ökumene. Franziskus schrieb in einem Brief an den ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel, dass die Ökumene neue mutige Schritte bräuchte. Dies sieht Pfr. Franz Lomberg auch in der Beziehung zwischen evangelischer und katholischer Kirche.

Es sei an der Zeit, die Einheit der Christen und damit die Forderung Jesu höher zu bewerten, als kirchenrechtliche und  dogmatische Feinheiten. Einheit zeige sich auch im Sakrament der Taufe, die konfessionsübergreifend anerkannt ist. Das jahrzehntelange ökumenische Miteinander habe in der Katholischen Kirche für eine Renaissance der Bedeutung der heiligen Schrift gesorgt. Umgekehrt hielten liturgische Zeichen und Riten in der evangelischen Kirche einzug.

Auch habe die Einheit der Kirche bei vielen Zeitgenossen bereits stattgefunden. Vielfach seien die Differenzen weniger zwischen den Konfessionen als mehr innerhalb der jeweiligen Kirche vorhanden. So sorgen bestimmte Lager in den jeweiligen Kirchen für eine Behinderung des Einigungsprozesses. Sei es die Auslegung der Bibel, Fragen der Sexualmoral, Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, etc.

Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Hier wäre es notwendig, dass die Christen mit einer Sprache sprächen, wenn sie noch ernstgenommen werden wollten. Gerade ökumenische orientierte Christen gehen davon aus, dass das gemeinsame Zeugnis genug Motive für die Lösung der Probleme geben könnte. Leider hat man in der Vergangenheit den Eindruck erhalten, dass es den Kirchen in erster Linie um den Machterhalt gehe und Lösungen eher zweitrangig seien. Hier zitierte Franz Lomberg Dietrich Bonhoeffer, der schon 1944 seiner Kirche atestierte, dass sie in erster Linie um den Selbsterhalt bemüht sei und damit unfähig sei, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und der Welt zu sein.

Kirche muss sich wieder mehr am Leben Jesu Christi orientieren und weniger Institution sein. Das Kreisen der Kirchen um sich selbst führe zu einer Schwächung glaubwürdiger Verkündigung. Kirchen sind ab nicht Selbstzweck, sondern nur Weg zu Gott hin. Kirche habe immer eine dienende Funktion.

Auch zur Lösung des Problems der Abendsmahl- und Eucharistie- Gemeinschaft gibt es ein Dokument: Gemeinsam am Tisch des Herrn – Ökumenische Perspektive bei der Feier von Abendmahl und Eucharistie. Es beleuchtet auf ca. 60 Seiten den biblischen,  liturgischen und historischen Hintergrund. Eine wichtige Frage ist: Wer sehnt sich denn noch nach der Einheit der Christen, wenn ihm die eigene Kirche bereits egal ist. Auch Bischof Georg Bätzing – Vorsitzender des ökumenischen Arbeitskreises – spricht sich für eine gemeinsame Lösung aus. Ein weiterso komme für ihn nicht in Frage. – Einheit der Kirche bedeutet nicht Einförmigkeit, sondern Einheit in Vielfalt. An diese Fastenpredigt schloss sich dann noch eine Eucharistiefeier an.