Kirchenfenster – Chronik

Kirchenfenster Mariä Himmelfahrt

Für den 22. März hatten wir eine Vernissage geplant zu den Fenstern unserer Kirche. Frau Bettina Schüpke vom Linnemann-Archiv in Frankfurt hatte zur Eröffnung der Ausstellung ihr Kommen zugesagt. Leider haben uns die Folgen des Corona-Virus einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben die Absicht, diese Ausstellung im Frühherbst nachzuholen, wenn die Umstände dies zulassen.

Chronik: Pfarrer Link 1896

Es lag nicht in der Absicht des Pfarrers mit gesammeltem Gelde der Gemeinde eine fertig ausgestattete Kirche schuldenfrei hinzustellen, sondern er wollte nur den äußeren Bau vollenden und darauf so viele Schulden lassen, als die Gemeinde ohne übermäßige Anstrengung tragen könnte; die inneren Einrichtungen sollten später durch freiwillige Beiträge der Gemeindemitglieder beschafft werden. In erster Linie hatte er gemalte Fenster im Auge, für welche die Pfarrkinder sammeln sollten.

 Als nun noch Herr Direktor Dr. Stroof, dem er im Namen des Kirchenvorstandes zum 25jährigen Jubiläum gratuliert und eine kolorierte Zeichnung der neuen Kirche überreicht hatte, bei dieser Gelegenheit versprochen hatte, die Fertigstellung der drei großen Glasfenster übernehmen zu wollen, gelang es dem Pfarrer leicht während eines zu diesem Zwecke abgehaltenen Familienabends, die verschiedenen Stände zu organisieren, um unter sich für gemalte Fenster zu sammeln. Es war dabei ausbedungen, dass die sonntägliche Pfennigsammlung nicht unter dieser neuen Sammlung leiden sollte. Innerhalb weniger Monate war die gewünschte Summe zusammengebracht.

 Die Männer hatten 1000 Mark und stifteten die Rosette nebst Galerie im südlichen Querschiff.

 Die Frauen übernahmen das andere Querschiff; die Jünglinge stifteten das Fenster mit dem Bilde des Hl. Aloysius, die Jungfrauen das mit der Hl. Katharina.

  Außerdem stifteten je ein Fenster der Rosenkranzverein, H. Dr. chem. Borsbach, Lehrer Joh. Westenberger, Jakob Stephan, Witwe Ludwig Westenberger und Frl. Elisabeth Wagner.

 So konnten sämtliche Fenster des Chores sowie der Kreuz- und Seitenschiffe mit herrlichen, von Professor Alexander Linnemann in Frankfurt ausgeführter Glasmalerei ausgestaltet werden. Diese Fenster mit ihren gesättigten Farben bilden mit dem 5 Jahre später errichteten Hochaltar den herrlichsten Schmuck der Kirche, geben dieser ein gedämpftes zur Andacht flimmerndes Licht und ließen uns in ihrem Farbenreichtum anfangs ganz vergessen, dass die Kirche noch vieler innerer Einrichtungen bedurfte.

Nachfolgend sehen sie die Bilder des Chorraumes. Leider sind im Krieg die beiden Seitenfenster zerstört worden. Es existieren nur noch Kopien der Zeichnungen:

 

 

 

Pfarrer Peter Link (1835 – 1928)

 

  • Peter Link, geboren am 25. Dezember 1853 zu Siershan
  • am 21. September 1879 in Glasgow in Schottland zum Priester geweiht (wegen des Kulturkampfes in Preußen)
  • zunächst Kaplan von Our Lady and St. Margret’s
  • vom 20. Juni 1886 bis 15. September 1889 Missionspfarrer von Holy Cross in Galsgow.
  • vom 17. Oktober 1889 bis 21. Februar 1890 Kaplan zu Ems
  • erster Pfarrer in Griesheim, ja der erste Priester überhaupt, der seinen Wohnsitz in Griesheim genommen hat.
  • Gestorben 30. März 1928 in Osterspai

 

Dr.-Ing. Ignatz Stroof (1838 – 1920)

             Technischer Direktor der Chemischen  Fabrik Griesheim-Elektron 

  • Aus Anlass seines 25 jährigen Jubiläums (1896) überreicht Pfarrer Link eine  kolorierte Zeichnung der neuen Kirche
  • bei dieser Gelegenheit verspricht Dir. Stroof, die Fertigstellung der drei großen Glasfenster übernehmen zu wollen

 

 

 

Prof. Dr. Johann Alexander Linnemann

  • Architekt, Glasmaler und Kunstgewerbler
  • geboren am 14.07.1839 in Frankfurt
  • sein Vater Georg Linnemann war Inhaber einer Weinhandlung
  • Linnemann schuf Malereien für mehr als 100 Kirchen und Profanbauten.
  • 1880 erhielt er den Auftrag zur Innengestaltung des nach dem Brand wieder aufgebauten Domes
  • Viele seiner Werke gingen durch die Zerstörungen im Bombenkrieg verloren, u. a. die durch Linnemann ca. 1900 gestalteten Fenster unserer Pfarrkirche.
  • 22.09.1902; sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof

Fenster: Christi Geburt

Fenster: Mariens Tod

Krönung Mariens

In der Mitte sehen wir Maria, die von Gott-Vater und Gott-Sohn gekrönt wird. Über der Krone sieht man den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube.

Vater und Sohn sitzen auf einem Regenbogen, dem Bundeszeichen der Noaherzählung. Die Darstellung erinnert an den Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat.

 

Maria steht auf einem grünen Baumstumpf, der Wurzel Jesse. In der Krone nimmt Maria das entgegen, was allen verheißen ist: Die neue Würde, die Gott den Menschen schenken möchte.

 

Im oberen Teil des Fenster sehen wir die Propheten Sacharja und Jesaja. Jesaja verweist auf Kapitel 35, in welchem vom messianischen Heil die Rede ist. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen. Durch Maria ist der göttliche Herr sichtbar geworden. Sie weist den Weg, der Richtung und Halt für alle Menschen sein soll.

 

Der Prophet Sacharja verweist auf Kap 1, 16: „So spricht der Herr:…..Man wird mein Haus dort aufbauen und die Richtschnur über Jerusalem spannen“. Das Haus ist auch hier wieder Maria, die Wohnung Gottes, ebenso die Richtschnur. Wer sich nach ihr richtet, wird nicht fehlgehen.

Unser Kirchenfenster bezieht sich somit auf die Erfüllung eines Versprechens, das Gott gegeben hat: Die Menschen werden bei IHM sein, für immer, Maria ist die erste; an ihr ist in Erfüllung gegangen, was auf alle wartet: Die Himmelfahrt, die endgültige Annahme an Kindes statt.

Zitiert aus der Festschrift aus Anlass des 100-jährigen Kirchweihjubiläums der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, 10. Oktober 1897 – 10. Oktober 1997, Seite 34/36

Die Fenster und der Krieg

Pfarrer May schreibt:

 (Pfarrer May wirkte von 1942 – 1963 in Griesheim)

1944

  • 22. März 1944 abends 9 ¼ Uhr: Die Hölle über Frankfurt und meine Gemeinde. Kurz nach dem Alarm ging ein Bombenregen auf meine neue Gemeinde herunter. Griesheim in Flammen, in Rauch- und Brandwolken schon ¾ Stunde lang. Es war entsetzlich im Luftschutzkeller. Etwa 70 m vor uns schlagen Minen ein. 15 Häuser brennen, unser Schwesternhaus blieb neben den Trümmerhäusern stehen, aber es musste geräumt werden, ist z. Z. unbenutzbar. Unser Gotteshaus ohne Fenster, mit zerschlagenen Türen und der Wind pfeift durch die Halle. Dort feiern wir das heilige Opfer: Eine Stätte der Verwüstung. Das Dach der Kirche wurde von 2 Brandbomben durchschlagen, aber sie richteten keinen Schaden an……..

1947

  • ……..1947 wird das goldene Jubeljahr der Einweihung unseres Gotteshauses sein. (50- jähriges Jubiläum. Anmerkung G. Waigand) Ob es uns in diesen Zeitschwierigkeiten gelingt, die Restauration unserer Kirche vorwärts zu treiben? Leider ist es nicht eingetreten. Als wir im Oktober das Jubiläum begingen, war in der Kirche nur das Gewölbe zugemauert, keine Fensterscheibe war neu, kein Portal erneuert, kein Pinselstrich getan, kein Schieferstein mehr auf dem Dach. Es war bitter für den Pfarrer. Der hatte einen treuen, aktiven Mitarbeiter, Herrn W. A. aus der Waldschulstraße, sein Architekt H. ließ den Pfarrer ganz im Stich. Der redete zwar, aber ihm fehlt jeder Schneid. Wohl bestand ein Bauausschuss, aber der hörte nur schön zu, aber Leute herbeiholen oder Material, das konnte er auch nicht……

1949

  • ….Im Chor wurden die beiden alten, zerschlagenen Fensterreste herausgenommen und durch einfache Fenster ersetzt. Kosten: 1500 DM. Damit ist die Fensterfrage vorläufig gelöst mit einem Kostenaufwand von etwa 4500 DM.

„Der Barmherzige Samariter“

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Ffm-Griesheim

Ein weiteres Fenster wurde 1995, durch eine Spende finanziert, in der Seitenkapelle installiert. Der Entwurf stammt von dem Künstler und Bildhauer Joachim Pick. Joachim Pick hat in vielen katholischen wie evangelischen Kirchen Frankfurts und der Rhein-Main-Region Kirchenfenster gestaltet und hat in Frankfurt gelebt.

„In Lk 10,30-35 gibt Jesus einem Gesetzeslehrer ein Beispiel für wahre Gottes- und Nächstenliebe. Künstler haben dieser Erzählung oft dargestellt.

Der Bildtext ist von unten nach oben zu lesen:

 

 

 

 

 

„Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn…“

 

„Da kam ein Mann aus Samaria. Als er ihn sah, hatte er Mitleid…“

 

„Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab, sah ihn und ging weiter…“

 

 

„Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho und wurde von Räubern überfallen…“

 

 

Die Neuen Fenster 2004

“They try to express the embrace of belief”

(“Sich vom Glauben ergreifen lassen“)

Nachdem der Gemeinde zweckgebundene Spenden übergeben worden waren, entschloss man sich, die seitlichen Fenster neu gestalten zu lassen. Nach einem Wettbewerb unter Glaskünstlern wurde der Londoner Glaskünstler Graham Jones mit der Aufgabe betraut.

Leitidee für die neuen Fenster war das Marienthema; das erhaltene Fenster und die Erscheinung des gesamten Kirchenraums sollten in den neuen Fenstern sichtbar werden. Herr Dr. Ivo Rauch, Sachverständiger für Kunst und Denkmalpflege, wurde mit der Leitung des Projekts betraut. Am 27.06. 2004 wurden die neuen Chorfenster feierlich eingeweiht. Während dieser Feier interpretierte Dr. Rauch die neuen Fenster:

…..Wie wir sehen können, interpretieren die neuen Fenster auch die Komposition der Marienkrönung: Die Anordnung der Maria und die ihr zugeneigten Figuren von Jesus und Gottvater werden in einer zentralisierten Komposition übersetzt. So entsteht die altbekannte und in der christlichen Kunst bedeutsame Form der Mandorla, die unseren Blick bündelt und beruhigt…..

In einem Aspekt folgt Graham Jones jedoch ganz und gar nicht seinem historischen Künstlerkollegen (Alexander Linnemann): Während das Mittlefenster erzählerisch die Krönung Mariens schildert, verzichtet Graham Jones völlig auf eine figürliche Gestaltung der Neuen Fenster….

Es ist Graham Jones gelungen im Dialog mit dem einhundert Jahre alten Mittelfenster die alten Traditionen in unserer modernen Sprache auszudrücken. In der Schönheit der Farben und Kompositionen spricht zu uns etwas, was sich vielleicht erst im ruhigen und stillen persönlichen Betrachten der Fenster erschließt.

Über das nachfolgende Bild gibt es leider keine verläßliche Informationen darüber, ob und wann dieses Bild realisiert wurde. Die Vorlage entstand 1897, also im Jahr der Einweihung der Kirche Mariae Himmelfahrt.Zusammengestellt von G. Waigand, Betreuer des Archivs der Gemeinde.
Bilder teilweise zur Verfügung gestellt vom Linnemann-Archiv.
Die Bilder im Abschnitt „Krönung Mariens“ und „Die neuen Fenster“ wurden von
Heinz-Jürgen Herbert fotografiert und bearbeitet.