Unser Kirchentagebuch 34

Begegnung

Der heutige Tagebucheintrag ist von:
Rolf Müller, Pastoralreferent

Dienstag, dem 21. April 2020

 

Begegnung

„Autohäuser offen, Gotteshäuser zu“ – so lautete eine Schlagzeile einer großen Tageszeitung am letzten Wochenende. Da steckt für mich viel Wahrheit drin! Ich war schon etwas enttäuscht als ich gehört habe, dass es vorerst bei dem Verbot unserer öffentlichen Gottesdienste bleibt; anderes dagegen ganz schnell wieder aufmachen darf. Ich will nicht falsch verstanden werden: Ich fand es sehr richtig zunächst so zu handeln, wie es die Kirchen im Einverständnis mit dem Staat getan haben. Es war wichtig, beim Kampf gegen die Ausbreitung des Virus solidarisch mitzuwirken; auch wenn das besonders an Ostern schwer war. Aber wenn es jetzt im wirtschaftlichen Bereich Lockerungen geben kann, warum dann nicht auch im Bereich des Religiösen?

Das Grundrecht auf freie Religionsausübung ist ein hohes Gut – aber das ist nicht der Hauptgrund, weswegen ich die aktuelle Situation schade finde. Mir fehlt die Begegnung, die nur in der Kirche so richtig stattfinden kann: Mit anderen Menschen und ganz besonders mit Jesus Christus im Sakrament. Ich merke, wie mir die Gottesdienste in unseren Kirchen fehlen. Ich bin mir sicher: Wir würden es schaffen, solche unter guten hygienischen Bedingungen hinzubekommen; ohne dass eine große Gefahr für eine Virenübertragung besteht. Ich hoffe sehr, dass das bald wieder möglich sein wird.

Beim Nachdenken über diese Sache werden mir aber auch zwei andere Dinge wieder klar.

Die eine Sache fällt unter das Stichwort „Christus begegnen“: Eigentlich weiß ich es ja, aber ich habe es jetzt wieder neu erfahren können: Jesus kann ich auch in jedem Menschen begegnen. So sagt es doch Jesus: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40) Wie viele Menschen haben – ohne davon zu wissen – diese Begegnung bei ihrer Hilfe für Menschen in den letzten Tagen wohl gemacht? Ich weiß auch von vielen Erzählungen: Eine Begegnung mit Jesus hat in den letzten Tagen ganz oft mit denen stattgefunden, die sich als Familie oder als Hausgemeinschaft zum Beten und zur Schriftlesung getroffen haben. Und schließlich weiß ich von vielen Beterinnen und Betern aus unseren Gemeinden, denen Jesus ganz nahe war.

Die andere Sache fällt unter das Stichwort „Dankbarkeit“. Ich finde es großartig, wie viele Menschen aus unseren Gemeinden geholfen haben und noch helfen, diese Begegnungen mit Gott und untereinander in diesen Zeiten möglich zu machen. Unsere Webmaster, Kameraleute, Technikerinnen und Techniker und die vielen, die eine gute Idee entwickelt und umgesetzt haben, sei es mit Videos; Webimpulsen, Youtubechannel, Gabenzaunbetreuer und vieles andere mehr. Auf sie alle freue ich mich, wenn wir uns in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft gemeinsam im Gottesdienst treffen können!

Eine Bitte:
Nicht alle unsere Gemeindemitglieder haben die Möglichkeit, unser Tagebuch online zu verfolgen. Falls Sie jemanden kennen, der nicht im Internet ist: Drucken Sie den Text aus und bringen sie ihn (vielleicht bei einem Spaziergang?) vorbei.
Vielen Dank!