Das Wochenwort 40

Wochenwort zum 14. März 2021

 

Das heutige Wochenwort kommt von:
Monika Stanossek,
Pfarrbeauftragte / Pastoralreferentin

 

Sonntag, 14. März 2021

 

Jedes Jahr sind die ersten Märztage sehr „Frauen geprägt“: am Montag dieser Woche war der Internationale Frauentag, am Freitag davor der Weltgebetstag, an dem in diesem Jahr die Liturgie von einer Frauengruppe aus Vanuatu gestaltet wurde. Beide Tage werden in vielen Ländern gefeiert. Sie rücken die mehr als 50 % der Weltbevölkerung in den Blick, die nach wie vor nicht mit gleichen Rechten, gleichen Chancen, gleichen Einkommen, gleichen Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten … und gleichen Rechten in ihrer jeweiligen Religion ausgestattet sind.

Auch in Deutschland: 18 % verdienen Frauen durchschnittlich weniger als Männer, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten werden erschwert (siehe Überschrift und Artikel der Frankfurter Rundschau von heute, 13.03. „Frauen sind außen vor, Deutsche Bank setzt vor allem auf Männer“), Frauen leisten etwa doppelt so viel Familienarbeit wie Männer, jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder früheren Partner getötet …

In den Ländern der südlichen Halbkugel ist die Ungleichheit noch sehr viel gravierender: Frauen leisten weltweit nahezu die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeit, in armen Ländern bis zu 70 %, doch weniger als 20 % der landwirtschaftlichen Fläche sind im Besitz von Frauen. Frauen haben weniger Lebenschancen: in vielen Ländern werden weibliche Föten abgetrieben, Mädchen werden schlechter ernährt, haben weniger Bildungsmöglichkeiten, sind oft nicht erbberechtigt, Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig. (siehe Misereor-Kalender vom 11.03.2021)

Die Ungerechtigkeit schreit zum Himmel! Die Ungleichheit verhindert Entwicklung.

In unseren Glauben an die frohe Botschaft vom Gott der Befreiung gehört zentral der Einsatz für Gerechtigkeit, Menschenwürde und somit auch für Gleichberechtigung. Gerechtigkeit ist ein zentrales Thema der Propheten des 1. Testaments, wie z.B. Jesaja 58, 6: Ist das nicht ein Fasten, wie ich es wünsche: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, Unterdrückte freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen?

Jesus hatte eine befreiende Praxis in seinem Umgang mit Menschen, gerade auch mit Frauen, anders als damals üblich, er war zugewandt und begegnete ihnen auf Augenhöhe. Sein Leben ist Maßstab und wiegt mehr als Traditionen. In seiner Nachfolge braucht es den Einsatz von uns Christinnen und Christen für Gerechtigkeit, Gleichheit und Menschwürde weltweit. Und auch das beharrliche Eintreten für Veränderungen in unserer Kirche!

Auf diesem Weg Mut machende Gedanken von Dorothee Sölle:

„Wir haben den längeren Atem.
Wir sind unterwegs in größerer Hoffnung
zu uns gehören die Empfindsamen und Unruhigen
und die nicht verbittern in traurigen Erfahrungen
und die hier bleiben
nicht weggehen
wohin die Sonne untergeht
noch wegtreten nach innen
die aber erleben wollen
die menschliche Gemeinschaft
wo aufstrahlt das Licht
bei uns hat schon mal einer
alle geladen zum Fest.“