Kirchliche Statistik 2021 zeigt alarmierende Entwicklungen

„Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr“


Kirchliche Statistik 2021 zeigt alarmierende Entwicklungen

LIMBURG.- Die katholische Kirche steckt in einer tiefgreifenden Krise. Auch das Bistum Limburg ist davon betroffen. Dies zeigt die Kirchliche Statistik 2021, die am Montag, 27. Juni, veröffentlicht wurde. Zum Stichtag, dem 31. Dezember 2021, lebten im Bistum Limburg insgesamt 560.777 Katholikinnen und Katholiken. Das sind 11.686 Personen weniger als zum Jahresende 2020 (579.687). Erheblich beeinflusst ist die Statistik von den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die sich vielfach auf das kirchliche Leben ausgewirkt hat. Unter anderem konnten Gottesdienste nicht wie geplant gefeiert werden, es mussten Abstände und Zugangsbeschränkungen eingehalten werden. Die Zahl der Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher sank von 33.554 im Jahr 2020 deutlich um 10.939 auf 22.615 im Jahr 2021. Konstant ist die Zahl der Taufen und Firmungen. Im Jahr 2021 wurden 2.998 Menschen getauft und 2.423 gefirmt. Im Jahr 2020 gab es 3.078 Taufen und 2.316 Firmungen. Die Zahl der Erstkommunionen stieg um 559 von 3.441 im Jahr 2020 auf 4.000 im Jahr 2021. Erfreulich ist auch, dass sich mehr Paare das Sakrament der Ehe spendeten. 2021 gab es in der Diözese 485 Trauungen. 2020 waren es 237. Im Jahr 2021 sind 449 Menschen in die katholische Kirche eingetreten und 205 wieder aufgenommen worden. Im Jahr davor waren es 208 Eintritte und 47 Wiederaufnahmen.

Es ist nichts schönzureden

Die Zahlen sind alarmierend, findet auch Bischof Dr. Georg Bätzing. „Es gibt nichts schönzureden und ich bin zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten“, sagt der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Es sei festzustellen, dass mittlerweile nicht nur Menschen austreten, die den Kontakt zur Kirche schon über einen längeren Zeitraum verloren hatten, sondern auch die, die bislang engagiert waren. Dies gehe aus zahlreichen Rückmeldungen hervor. „Der Aufbruch, den wir mit dem Synodalen Weg gehen, ist hier in der Kommunikation mit Gläubigen offenbar noch nicht angekommen. Insgesamt zeigt diese dramatische Zahl: Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr für uns als katholische Kirche. Wir müssen uns neu erklären, erläutern was wir tun und warum wir es machen“, so Bätzing. Es sei ebenso eine Selbstverständlichkeit zur Kirche zu gehören und schon gar nicht in ihr aktiv mitzuwirken.

Einen Grund für die hohen Austrittszahlen sieht der Bischof in den vielen Skandalen, die es innerkirchlich gebe und die „in erheblichem Maße“ selbst zu verantworten seien. Man dürfe die Austrittszahlen nicht verzerren, müsse sich aber von der Vorstellung verabschieden, dass die Kirchen wieder voller würden oder die Zahl der Gläubigen wieder steige. „Und dennoch bin ich überzeugt: Die Botschaft des Evangeliums hat Kraft, die wir mit allen, die der Kirche angehören, zur Entfaltung bringen und ins Leben übersetzen können. Das ist nicht einfach, aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Synodalen Weg als Impuls zur inneren Reform und Erneuerung wichtige Schritte in die richtige Richtung setzen“, sagt Bischof Georg Bätzing. Die Zahlen seien deshalb auch der Auftrag, den eingeschlagenen Weg mutig weiterzugehen.

Tue Gutes und rede drüber

Er lud ein, von dem Guten zu sprechen, das in Pfarrgemeinden, in Verbänden und Vereinen, im Bildungsbereich, in der Caritas, in der Notfallseelsorge und im weltkirchlichen Engagement geschehe.

„Ich möchte die drastischen Austrittzahlen nicht schönreden. Aber ich möchte dafür werben, das Mehr, den Gewinn, das Plus von Kirche zu sehen. Ohne die vielen Angebote von Gottesdiensten und Glaubensvermittlung würde unser menschliches Miteinander an Tiefe verlieren. Ohne unsere Caritas wäre die Gesellschaft ärmer, ohne unsere tausenden von Bildungsangeboten wäre unser Land ärmer, ohne das große Engagement für die Menschen an den Rändern, besonders die Geflüchteten und die vom Krieg Betroffenen, wäre die Welt noch trauriger“, so Bätzing.

Die vielen Ehren- und Hauptamtlichen in der Kirche seien für ihn eine Ermutigung, dass es sich lohne, den Weg einer Kirche an der Seite der Menschen zu gehen.
Wie sich das kirchliche Leben vor Ort in den jeweiligen Pfarreien entwickelt hat, zeigt der Limburger Bistumsatlas. Die interaktive Karte veranschaulicht dies mit Zahlen und Grafiken.

Der Bistumsatlas findet sich unter:

https://limburg.bistumsatlas.de/statistik/