Die Beisetzung der Mbalom-Märtyrer im Bistum Makurdi

Einführung

Am Dienstag, den 24. April wurden zwei Priester und siebzehn Gläubige aus meiner Heimatsdiözese während eines frühmorgigen Gottesdiensts von Fulani-Hirten ermordet! Pfr. Josef Gor und Pfr. Felix Tyolaha waren in der Pfarrgemeinde St. Ignatius in Ayar-Mbalom tätig, einer Ortschaft des Bistums Makurdi in Nord-Zentrum Nigeria. Unter ihren ermordeten Gefährten waren auch zwei Gemeindereferenten, zwei Kinder, eine Frau und vierzehn andere Männer.

Hintergrund des Anschlags

Das fruchtbare Benue-Tal ist Heim für die Tiv-Muttersprachler, die hauptsächlich landwirtschaftlich tätig sind. Die Fulani dagegen, die Muslime sind, sind Nomaden und gehen überall hin um geeignete Standorte zu suchen, an denen sie ihre Kühe weiden können. Entsprechend bietet ihnen das fruchtbare Benue-Tal so einen geeigneten Standort. Aber im Laufe ihre Tätigkeit zerstören sie immer wieder das von den Tiv bewirtschaftete Land – was oft zu Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen geführt hat. Früher waren die verübten Anschläge gegen das Tiv-Volk nicht so schlimm wie heute, denn die Fulani-Hirten wurden nur mit Stöcken und Macheten bewaffnet. Aber heutzutage sind sie mit AK47-Maschinengewehren und anderen Gewehren bewaffnet – was zu grausamen Folgen führt, wenn sie unschuldige und unbewaffneten Leute in kleinen Ortschaften angreifen!

Religiöse Motive sind auch in diesen Anschlägen nicht auszuschließen. Im Jahr 1804 haben die Fulani, unter der Führung Usman Dan Fodios, durch einen Jihad versucht, die Tiv-Volksgruppe zu erobern und zu islamisieren. Die Tiv haben diesem Versuch aber widerstanden! Deswegen sind heute fast keine Muslime unter der Tiv-Volksgruppe zu finden. Mit der späteren Ankunft des Christentums durch die deutschen Missionare und kurz vor dem Beginn des 2. Weltkrieges, durch die englischen Missionare (da Nigeria eine englische Kolonie war), akzeptierten die Tiv den christlichen Glauben. Heute sind sie überwiegend Christen. Nur ein kleiner Prozentsatz von ihnen ist noch Mitglied der Naturreligion.

Es wird daher von vielen angenommen, dass die muslimische Hausa-Fulani-Hegemonie, die politisch stark im Norden Nigerias sind, immer noch den Wunsch hat, das gesamte Nord-Zentrum Nigerias zu islamisieren, um dort ein muslimisches Kalifat zu gründen! So gesehen sind diese Tötungen mehr als Folgen eines Konflikts zwischen Bauern und Nomaden; sie sind Folgen eines Dschihad gegen die Einwohner des Benue-Tals und die der umliegenden Bundesstaaten im Nord-Zentrum Nigerias! Heuer am 1. Januar allein wurden dreiundsiebzig Tiv-Muttersprachler von den Fulani-Nomaden ermordet.
Viele solchen Fälle könnte man noch erwähnen!

Regierungsmaßnahmen im Bundesstaat Benue

Um diese verheerende Angriffe zu vermeiden wurde ein Gesetz im Bundesstaat Benue in Kraft gesetzt, das das öffentliche Weiden verbat. Unter diesem am 1. November 2017 in Kraft getretenen Gesetz wurde Viehzucht nur innerhalb einer Ranch erlaubt. Dies führte nur zu noch mehr Angriffe seitens der Fulani, die meinten, dass das Gesetz ungerecht ist.

Das Schlimmste aber ist die Tatsache, dass auf der Ebene der Bundesregierung viel zu wenig gemacht wird, um diese Angriffe zu vermeiden. Die Bundesregierung bei uns kontrolliert die Polizei und andere Sicherheitskräfte des Landes und ist somit zuständig für die Sicherheit des gesamten Landes. Viele Nigerianer sind verärgert über die sichtliche Untätigkeit unseres Präsidenten in dieser Sache (er selbst gehört dem Fulani-Stamm an) und seiner Ablehnung, die Fulani-Hirten als Terroristen zu bezeichnen.

Heuer in Januar hatte Pfr. Josef Gor selbst seine Ängste über die Sicherheitslage in Mbalom zu Wort in einer Facebook-Post gebracht: „Wir leben in Angst. Die Fulani sind noch hier in Mbalom. Sie wollen nicht gehen. Sie weiden ihre Kühe hier. Wir haben keine Waffen zur Selbstverteidigung“.

Aufgrund der Unfähigkeit der jetzigen Bundesregierung die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten, möchten viele nun einen Regierungswechsel und können kaum die nächsten Wahlen erwarten, die im nächsten Jahr stattfinden würden.

Das Requiem der Mbalom-Märtyrer

Am Dienstag den 22. Mai wurden die ermordeten Priester und ihre Gefährten in einem Requiem beigesetzt. Das Requiem und darauf folgenden Beisetzungen fanden auf dem Gelände des Se sugh u Maria Wallfahrtorts in Ayati statt – einer Ortschaft in der Nähe der Stadt Makurdi.

Anwesend waren ca. 34 Bischöfe, zahlreiche Priester und Gläubige. Die Bischöfe, die nicht anwesend sein konnten, hielten Gottesdienste in ihren jeweiligen Bistümern am gleichen Tag mit ihren Gläubigen. Im ganzen Land gab es auch friedliche Demonstrationen an diesem Tag gegen die Bundesregierung. Die Solidarität, die von vielen gezeigt wurde, war sehr berührend.

Schluss

Auch hier bei uns habe ich Gottesdienste in Nied und Griesheim gehalten und für die Verstorbenen des Bistums Makurdi gebetet. Im Auftrag meines Bischofs, den Priestern und Gläubigen des Bistums Makurdi möchte ich euch herzlich danken für eure Gebete und Solidarität angesichts dieses traurigen Ereignisses. Ich bitte um weitere Gebete für Frieden in meiner Heimat und überall in der Welt.

(Text: Vincent Jijingi / Bilder: )