Das Wochenwort 24

Zur Geschichte Christkönig,

Das heutige Wochenwort kommt von:
Ralf Albensoeder, Pastoralreferent

Sonntag, 22. November 2020

Zur Geschichte Christkönig, welch ein Abschluss des Kirchenjahres. Dabei ist es sehr jung. Erst 1925 wurde es zum Gedächtnis der 1600 Jahr Feier des Konzils von Nicäa von Papst Pius XI eingeführt.

Dies ungewohnt politische Fest wurde bis zur Liturgiereform am letzten Sonntag im Oktober gefeiert.

Die Zeit Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts war geprägt von vielen Umbrüchen. 1870 hatte der Papst seine weltliche Macht verloren, der Kirchenstaat ist in Italien aufgegangen. Nach dem 1. Weltkrieg sind viele Monarchien von Demokratien abgelöste worden. Die Herrschaft von Kaisern und Königen war der Herrschaft des Volkes gewichen.

Papst Pius XI sah den christlichen Glauben durch die Demokratie gefährdet. So setzte er mit diesem Fest ein Zeichen für die Gläubigen welche Bedeutung Jesus in der Welt und im Universum hat.

Zehn Jahre später wurde in Deutschland dieses Fest für die katholische Jugend von besonderer Bedeutung. Sie hatten bis 1935 an Dreifaltigkeitssonntag den Bekenntnistag mit Prozessionen etc. gefeiert. Die Nationalsozialisten legten deshalb das Reichsportfest auf diesen Tag, um ihn  zu verhindern. Daraufhin feierte die katholische Jugend den Bekenntnistag am Christkönigsfest. Welch ein Zeichen in der Herrschaft der Nazis!

 

Christkönig heute:

Vom Verstand kann ich den Titel König verstehen, auch wenn viele Könige nun wirklich keine Vorbilder sind. Aber mit dem Herzen?

Wenn ich an Jesus denke, da fallen mir ganz andere Begriffe ein: Freund, Bruder, Weggefährte, ich nenne ihn beim Namen: Jesus oder Christus.

Als Theologe stehen mir die Begriffe Retter, Heiland, Menschensohn, Sohn Gottes vor Augen, aber wenn ich bete gehören diese, wenn ich ehrlich bin, nicht dazu.

Dann ist Jesus der Bruder, der Freund, der Partner, mein Begleiter. Wie steht es im Johannesevangelium (Joh 15,15): Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde.

Wer ist dieser Jeschua ben Joseph, der Mensch aus dem kleinen galiläischen Bergdorf Nazareth. Welche Beziehung habe ich zu ihm?

Als erstes fällt mir sein Name ein, dem wir Christen auch unseren Namen verdanken – Jesus, der Christus.- Er war Jesus, ein Mensch, der wie kein anderer Gott nahe stand, der Christus, der nicht an seinem Gott-Sein festhielt, sondern eben Mensch wurde wie wir – mit Haut und Haaren sich auf uns einließ und die Haut zu Markte trug – der sich in seiner Leidenschaft für uns ans Kreuz hängen ließ, aber nicht im Tod gelassen wurde. So bleibt er auch immer der Jesus von Nazareth, der mit den Menschen fühlt. Und oft will er mir sicherlich näher sein, als ich es manchmal zulassen möchte.

Manchmal nenne ich ihn auch Herr, weil er mir viel voraushat, ich könnte so viel von ihm lernen, was er vorgelebt hat. Aber da wird es schon manchmal schwierig, denn oft diene ich vielen Herren – dem Wohlstand, der Freizeit, dem Ansehen bei anderen – Herren, die mich besitzen wollen.

Und dann spüre ich aber auch wieder, dass Jesus der Herr ist, der mich nicht besitzen will, der mich nicht anherrscht, der nicht der Herr dadurch ist, dass er mich kleinhalten will.

Er ist nicht so ein Herr, der andauernd mir einimpfen will: „Du bist nicht würdig, dass ich eingehe unter dein Dach.“ Ich glaube, wenn wir ihn fragen könnten, will er nicht so sein, dieser Kyrios, der Herr.

„Den einzigen Bruder, den die Menschen je hatten, haben die Prälaten zum Herrn gemacht.“ So hatte es einmal Heinrich Böll gesagt.

Viel mehr glaube ich, dass ich beten kann: „aber sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund“

Ein Herr, der heilsame Worte weiß, dass ich dort weitersehen kann, wo ich blind bin, das ich wieder laufen lerne, wo ich wie gelähmt war, der auch dann noch bei mir bleibt, wenn alle gegangen sind, vor den ich ohne Masken treten darf, so wie ich bin – mit allen Kanten und Schwächen, aber auch mit den Gaben, den Talenten, die ich geschenkt bekam.

Dann ist er wie ein großer Bruder, der vom Leben reden kann, weil er es selbst gelebt hat, der vielleicht auch dann noch einen Weg kennt, wo ich mir selbst alle Aussichten verbaut habe.

Ein Bruder, von dessen Wort ich mich viel öfters leiten lassen sollte, als ich es tue.

ER ist der Herr und meinetwegen auch König, der mein Leben regieren, nein: leiten soll. Das nicht Corona, Verschwörungstheorien oder sonst was, was das Leben bedroht, einen beherrscht. Sondern der, bei dem es Leben in Fülle gibt. (Joh 10,10)

Anmerkung: Dieses Fest wird übrigens auch in den anglikanischen Kirchen und in vielen englischsprachigen lutherischen Kirchen am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert.