Das Wochenwort 10

 

Das heutige Wochenwort ist von:
Harald Stuntebeck, Pastoralreferent

Katholische Kirchengemeinde St. Pius

Sonntag, 16. August 2020

 

Wochenwort 16.08.2020

 

In der vergangenen Woche ist einer der Großen Vertreter der „Befreiungstheologie“ von uns gegangen. Mit 92 Jahre starb Dom Pedro Casadaliga, der emeritierte Bischof der Prälatur von São Felix do Araguaia (Brasilien im Bundesstaat Mato Grosso). Dom Pedro Casadáliga war ein großer Kämpfer für die Rechte der Rechtlosen in Brasilien. Von denen gab und gibt es in Brasilien viele Sie alle konnten sich der Unterstützung des Bischofs sicher sein.

Er selbst führte ein Leben in großer Einfachheit. Sein Bischofsring bestand aus der Scheibe einer Tucum-Nuss, sein Bischofskreuz hatten Indios gefertigt. In seinem Haus nahm er stets Gäste auf, die Hilfe benötigen oder sich von seiner Lebensweise inspiriert sahen.

Er hatte das Bild einer Kirche vor Augen, die durch die Gemeinschaft und Liebe untereinander geprägt ist. Eine einfache und freudige Lebensweise, der Einsatz für die Entrechteten, die Randgruppe und Hilfsbedürftigen stehen im Mittelpunkt. Mit seinen prophetischen und unmissverständlichen Worten rief Casadáliga die Kirche immer wieder zur Umkehr auf. Großgrundbesitzer, Politiker, Einflussreiche und Wohlhabende forderte er zur Änderung ihres Verhaltens auf. So, wenn er z.B. sagte:

„Verflucht seien alle Abgrenzungen.
Verflucht sei jegliches private Eigentum das uns daran hindert zu leben und zu lieben.
Verflucht seien alle Gesetze, die nur für wenige Hände erhoben werden,
und die den Bau von Zäunen für Rinder unterstützen
und die Erde zur Sklavin und die Menschen zu Sklaven machen“

Dom Pedro Casadaliga stammte aus einer Bauernfamilie die in Balsareny, in der Provinz von Barcelona in Spanien, Katalonien lebte. 1943 trat er dem Claretinerorden bei und ging zur Eröffnung einer Claretiner-Mission nach Brasilien in den Bundesstaat Mato Grosso. Diese Region war von einem hohen Grad an Analphabetismus, sozialer Ausgrenzung und Landkonzentration in den Händen von Großgrundbesitzern geprägt. Ermordungen gehörten zum täglichen Leben. Bereits am Tag seiner Ankunft fand er vier tote Babys in Schuhkartons vor seinem Haus vor. Die Mütter hatten sie hingelegt, damit er sie beerdigen sollte. Oft fehlten ihm zur Feier der Eucharistie Hostien und Wein, dann improvisierte er mit Knäckebrotkeksen und Zuckerrohrschnaps.

1968 wird er zunächst apostolischer Administrator,  1971 dann Bischof der Prälatur São Felix do Araguaia. Im selben Jahr klagte er öffentlich Feudalismus und Sklaverei im Norden Mato Grossos an. Er wies bei den staatlichen und Kirchlichen Autoritäten auf die Misstände in der Region hin. Für diese und andere Eindeutigkeiten in seinem Handeln, erhielt er nicht selten Morddrohungen oder wurde als „Kommunist“ beschimpft.

Über Jahrzehnte hinweg und über seine Emeritierung als Bischof  hinaus  engagierte er sich für die Menschenrechte, in besonderer Weise für die der Landlosen und zuletzt für die Landrechte der Xavante-Indianer in Nordbrasilien.

2012 erhielt Dom Pedro Casadaliga den Menschenrechtspreis aus den Händen der Brasilianischen Präsidentin Dilma Roussef.

Dom Pedro Casadáliga war nicht nur Bischof und Menschenrechtler, er war auch Poet, Schriftsteller, Liedermacher und ein einfühlsamer Mensch. Viele seiner Gedichte und Lieder sind in ganz Brasilien und über dessen Grenzen hinaus bekannt. Ein Gedicht, das seine Lebenshaltung wiedergibt lautet wie folgt:

„Sein wer man ist,
sagen was man glaubt,
an das glauben, was man selbst predigt,
leben, was man selbst einfordert,
bis zu den letzten Konsequenzen.“

Ein großer Mensch ist von uns gegangen. Seine Worte und sein Lebensbeispiel werden uns fehlen.  Aber das, was er gelebt und gesagt hat, wird noch lange nachklingen

„Dom Pedro Casadáliga – Presente“

Dr. Harald Stuntebeck

Foto Adveniat: Dom Pedro Casadaliga teilt die Kommunion aus

Foto Adveniat: Dom Pedro Casadaliga in den 1970er Jahren, links.