Friedensgottesdienst
vom 1. September 2018

Am Samstag, dem 1. September 2018 feirten wir unseren alljährlichen Friedensgottesdienst in Mariä Himmelfahrt. Dem Gottesdienst stand Pfarrer Rolf Glaser vor; Konzelebranten waren Pfarrer i. R. Hans Josef Wüst, Prof. Pater Dr. Manfred Probst, SAC – Vizepostulator in causa henkes, Vallendar und Pfarrer Vincent Jijingi.

Unter dem Thema des Gottesdienstes Verlorene Kindheit hatte der Liturgiekreis einen weiten Bogen gespannt, der folgende Schwerpunkte beinhaltete:

  • Kinder als Opfer von Krieg und Gewalt (passiv: z.B. Verletzungen durch Bomben und Granaten)
  • Missbrauch von Kindern (in Familien und leider auch in kirchlichen Einrichtungen)
  • Kindersoldaten, Sklaverei, Prostitution und Ausbeutung ( Kinder werden zum Militärdienst gezwungen, in die Sklaverei verkauft, etc)
  • Vermisste Kinder (z.B. als Opfer von Organhändler, besonders in Asien)
  • Hunger und Durst (verzögerte Entwicklung durch Mangelernährung)
  • Keine Schulausbildung (und somit keine Teilhabe an einem besseren Leben in der Zukunft)
  • Ternnung der Kinder von der Familie (sie werden in fremde Länder geschickt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, viele erreichen jedoch z.B. Europa nicht)

Davon betroffen sind weltweit ca. 50 Millionen Kinder, denen man die Kindheit genommen hat. M. Kottemer und M. Nöll schilderten diese Punkte eindringlich in einer Art Fernsehdokumentation.

Stellvertretend für alle Kinder stand das Bild von einem Mädchen, Doofan Tyozer, das mit gerade mal 7 Jahren in der Heimatgemeinde von Pfarrer Jijingi (Bistum Makurdi / Nigeria) – ermordet wurde.

Auch Pfarrer Glaser nahm sich des Themas in seiner Predigt noch einmal an:

Am Anfang stand die Frage, wofür stehen wir? Auf welcher Seite? Stehen wir auf der Seite der Macht, die alles besetzt und keinen Platz mehr läßt für die Kleinen und Schwachen. Wer der Macht verfällt kann niemanden neben sich dulden. Viele, die klein als Hoffnungsträger begannen, haben sich später zu Despoten und Tyrannen entwickelt. Aber es gibt auch die nicht personifizierte Macht: Macht die von Konzernen, Institutionen, von Wählern ausgeht. Macht, die durch bewußte Fehlinformation ausgeht und uns eine Scheinwelt vorgaukelt. Wo die Macht im Zentrum steht, ist für die Ohnmächtigen kein Platz, ihre Stimme wird nicht gehört. So werden Kinder und Jugendliche, aber auch alte Menschen immer noch missbraucht oder misshandelt. Bei Jesus ist das anders: er stellt ein Kind in die Mitte und weist daraufhin, wer nicht so ist wie ein Kind, hat keinen Zugang zum Himmelreich.

Die sich daran anschließenden Fürbitten wurden von A. Polten vorgetragen und griffen die einzelnen Punkte noch einmal eindrucksvoll auf, in dem zu jeder Fürbitte ein Gegenstand vor dem Altar abgelegt wurde:

  • Pistole für die Kinder, die als Kindersoldaten missbraucht werden
  • Scherben als Zeichen der Entwurzelung
  • Decke als Zeichen für Kinder, die keinen Schutz bzw. Versorgung erfahren
  • ein Krug mit Tränen, für alle, die missbraucht werden
  • ein schwerer Stein, für die Verantwortung, vor der wir uns drücken
  • ein kaputter Teddybär als Zeichen für Lernen und Spielen, eine gute Ausbildung ist Hoffnung für eine besssere Zukunft

Mit dem Segen endete dieser sehr gut vorbereitete und wichtige Gottesdienst, an dessen Ende sich die bereits angekündigte Ausstellung Zeugen für Menschlichkeit anschloss.

Diese Ausstellung ist auch deshalb besonders bemerkenswert, da sie in erster Linie von der tschechischen Ackemanngemeinde initiiert wurde und sowohl unter der Schirmherrschaft des Prager Erzbischofs Dominik Kardinal Duka, als auch der des Ministerpräsidenten Bohuslav Sobotka steht.

 

Als Zeugen für Menschlichkeit stehen 10 Personen, die sich in der Zeit von 1938 – 1945 gegen die Nazi- Diktatur engagierten und mit ihrem Leben dafür bezahlten; darunter auch dem Pater Richard Henkes, dessen Seligsprechung kurz bevorsteht und maßgeblich von Prof. Pater Dr. Manfred Probst, SAC vorangetrieben wurde. Anwesend bei der Eröffnung der Austellung waren:

  • Prof. Pater Dr. Manfred Probst, SAC – Vizepostulator in causa henkes, Vallendar
  • Ehrenvorsitzender der Ackermann-Gemeinde  Rudolf Friedrich, Landesbeauftragter der Hess. Landesregierung a.D., Frankfurt a.M.
  • Michael Riedel, Vorsitzender der Eichendorfgilde der Schlesier, Frankfurt a.M.
  • Marie Smolkova, Assistentin der Geschäftsführung der Ackermann-Gemeinde, München/Prag
  • Peter Hoffmann, Vorsitzender der Ackermanngemeinde Frankfurt

Zunächst begrüßte Peter Hoffmann die zahlreichen Anwesenden zu dieser Ausstellungseröffnung.

Frau Marie Smolkova, Assistentin der Geschäftsführung der Ackermann-Gemeinde, München/Prag gab dann eine Einführung in diese Ausstellung und erklärte den Aufbau. Von dem Kirchenhaupteingang kommend erhält man zunächst einige wichtige Informationen über diesen Zeitabschnitt der Geschichte, führt über die Portraits der  vorgestellten Blutzeugen hin zu einem Buch, in dem weitere Namen aufgeführt sind, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit eingesetzt haben. Viele dieser Namen sind noch nicht erforscht und somit ist diese Ausstellung erst der Anfang einer noch zu untersuchenden Zeitgeschichte. Die hier vorgestelleten 10 Zeitzeugen sind:

  • Engelmar Hubert Unzeitig — Ein Märtyrer der Christenheit
    1.3.1911 Greifendorf (Hradec nad Svitavou) – 2.3.1945 KZ Dachau
  • Richard Henkes — Ein Apostel der deutsch-tschechischen Versöhnung
    26.5.1900 Ruppach – 22.2.1945 KZ Dachau
  • Roman Karl Scholz — Weltgewandter Widerständler und tief christlicher Chorherr
    16.1.1912 Mährisch Schönberg (Šumperk) – 10.5.1944 Wien
  • Augustinus Franz Schubert — Ein zweisprachiger Priester, in zwei Welten zuhause
    14.5.1902 Prag-Žižkov – 28.7.1942 KZ Dachau
  • Karl Schrammel — Singfreudiger Musiker, freimütiger Priester
    22.9.1907 Friedeck (Frýdek) – 5.2.1945 KZ Buchenwald
  • Maria Restituta Helene Kafka — Eine lebensfrohe, opferbereite Ordensfrau
    1.5.1894 Hussowitz bei Brünn (Husovice u Brna) – 30.3.1943 Wien
  • Epiphania Barbara Pritzl — Begeisterte Lehrerin, couragierte Schulschwester
    26.8.1881 Hirschau (Hyršov) – 18.3.1944 KZ Ravensbrück
  • Eduard Schlusche — Furchtloser Buchhändler und christlicher Kämpfer
    12.10.1894 Bennisch (Horní Benešov) – April 1945 KZ Neuengamme – Ostsee
  • Josef Tippelt — Lehrer, Christ und ungewollter Held
    30.8.1908 Marschendorf (Horní Maršov) – 6.3.1943 Berlin-Plötzensee
  • Hanns Georg Heintschel von Heinegg — Patriot und sensibler Lyriker, standhafter Christ
    5.9.1919 Kneschitz (Kn?žice) – 5.12.1944 Wien

Wie oben bereits erwähnt, nahm die bevorstehende Seligsprechung von Pater Richard Henkes einen größeren Raum in dieser Ausstellungseröffnung ein. Hierzu stellte Prof. Pater Dr. Manfred Probst, SAC – Vizepostulator in causa henkes, Vallendar ein paar Informationen rund um die Seligsprechung vor und verwies auf diverse Schriften, die ein vertiefstes Eintauchen in das Leben von Pater Richard Henkes ermöglichen.

 

 

 

Weitere Informationen zu dieser Ausstellung finden Sie im Hedwigsforum. Diese Ausstellung können Sie noch bis zum 23. Septemebr 2018 in der Pfarrkirche Marä Himmelfahrt, 65933 Frankfurt-Griesheim, Linkstr. 64 besichtigen!