„Oh, Heiland reiß die Himmel auf“
Das heutige Wochenwort kommt von:
Thomas Schmidt, Priester im Gallus
Sonntag 20.12.20
Dieses alte und schöne Adventslied begleitet mich durch den Advent in diesem Jahr. Der Text stammt von Friedrich Spee und spiegelt die grässliche Situation seiner Zeit: die Grauen des 30-jährigen Krieges und der Hexenverbrennungen. Auch wenn unsere Situation heute nicht die Gleiche ist, gibt es doch ein paar Anknüpfungspunkte, die das Lied in uns zum Klingen bringen kann:
- „Oh Heiland reiß die Himmel auf“: Eine Perspektive brauchen wir, Wege aus der Krise (konsequente Einhaltung der Regeln und die Impfung), ein Licht am Ende des Tunnels, einen offenen Himmel.
- „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?“ Ja, wo bleibt jemand, der uns tröstet, er da bleibt und nicht wegläuft. Wo der Tau, der die Blumen zum Blühen bringt? Es ist ein „Trost-Schrei“ (Heribert Prantl), in den wir einstimmen können. Dieses drängende Warten und Hoffen gehört in den Advent
- „Oh klare Sonn, du schöner Stern, dich wollen wir anschauen gern.“ Diese Perspektive bleibt unser adventlich-weihnachtlicher Horizont. Christus, die Sonne der Gerechtigkeit wird er-scheinen. Das feiern wir an Weihnachten.
Ich weiß, das Lied löst keine Probleme. Das Lied alleine nützt nichts. Aber es kann vielleicht helfen, nicht in die Verzweiflung abzustürzen, auf eine Perspektive des Lebens zu bestehen, die sich hinter der Pandemie wieder eröffnen kann. Es ist das Zeugnis eines leidenden, empörten, gegen Unrecht engagierten und hoffenden Menschen, das uns stärken kann.
Vielleicht singen Sie es noch einmal für sich in den Tagen vor dem Fest. Oder summen es vor sich hin und geben den Bildern im Text die Chance, sich in Ihnen festzusetzen. Wenn dann der Himmel wirklich aufreißt, sind wir schon sensibilisiert für die Sonne, die wieder scheinen will.
Das Lied steht im Gotteslob unter der Nummer 231.
Thomas Schmidt