3. Fastenpredigt in St. Hedwig

Am 1. April 2017 hörten wir die dritte und somit letzte Fastenpredigt in diesem Jahr. Auch diese Fastenpredigt war wieder gut besucht. Pfarrer Rolf Glaser begrüßte Dr. Dr. Oswald Bellinger als Mitstreiter und guten Freund. Herr Oswald Bellinger arbeitete als Tropenmediziner und gehört dem Eine-Welt-Netzwerk der Stadtkirche Frankfurt an. Doch zunächst der entsprechende Abschnitt aus pacem in terris 11, auf den sich die Predigt bezog:

Dr. Dr. Oswald Bellinger

„Recht auf körperliche Unversehrtheit“
  (pacem in terris 11)

Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit

Bezüglich der Menschenrechte, die Wir ins Auge fassen wollen, stellen Wir gleich zu Beginn fest, dass der Mensch das Recht auf Leben hat, auf die Unversehrtheit des Leibes sowie auf die geeigneten Mittel zu angemessener Lebensführung. Dazu gehören Nahrung, Kleidung, Wohnung, Erholung, ärztliche Behandlung und die notwendigen Dienste, um die sich der Staat gegenüber den einzelnen kümmern muss. Daraus folgt auch, dass der Mensch ein Recht auf Beistand hat im Falle von Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter, Arbeitslosigkeit oder wenn er ohne sein Verschulden sonst der zum Leben notwendigen Dinge entbehren muss (vgl. Pius XI., Enz. Divini Redemptoris; Pius XII., Pfingstansprache 1941, U-G 493-522).

In mehreren Punkten untersuchte Dr. Dr. Oswald Bellinger in seiner Predigt das Thema:

  • Was ist unter dem Begriff  Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit zu verstehen?
  • Konkrete Bedeutung
  • Heutige Situation
  • Aufgabe an uns als Christen

Die Charta der allgemeinen Menschenrechte von 1948 definiert das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit in den Punkten

  • Recht auf Leben
  • Verbot von Sklaverei
  • Recht auf Freizügigkeit
  • Schutz vor willkürlicher Verhaftung
  • Asylrecht
  • Recht auf Wohlfahrt und Gesundheit

Diese Rechte werden in der Enzyklika pacem in terris von Papst Joh. XXIII auf das von Gott verbürgte Recht eines jeden Menschen, ein würdevolles Leben als Geschöpf Gottes zu führen, aufgegriffen. (siehe Text oben)

Konkret bedeutet dies, dass dem Menschen all das zugestanden wird, was er zur Gesunderhaltung seiner selbst benötigt: medizinische Behandlung, sauberes Trinkwasser, genügend Nahrung. Während Papst Johannes die Verantwortung beim jeweiligen Staat sah, hat sich diese Auffassung zu Gunsten einer globalen Verpflichtung gewandelt. Hieraus sind verschiedene Initiativen entstanden, so z.B. Kampagne zum Schuldenerlass, das Bündnis gegen HIV und Malaria. Leider haben all diese Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt erzielt, sodass sich die UNO im Jahr 2015 genötigt sah die 8 Milleniumsziele in 17 nachhaltige Entwicklungsziele zu differenzieren:

  • Allgemeine Rechtsstaatlichkeit
  • Bekämpfung der Armut
  • sauberes Trinkwasser
  • Sicherung der Ernährung
  • Gesundheitsversorgung
  • Bildung
  • Gleichstellung der Frauen

Wenn man davon ausgeht, dass ein Viertel der Menschheit nicht an den oben genannten Punkten partizipiert, sondern eine Entwicklung zum nationalen Egoismus in der Welt sichtbar wird, sieht es für die Erreichung der Ziele nicht gut aus.
Aus den Menschenrechten sind die Menschenpflichten ableitbar, in denen diejenigen zum Helfen aufgerufen sind, die sich wirtschaftlich dazu in der Lage befinden. In seinem Evangelium Gaudi weist Papst Franziskus daraufhin, dass die Erde allen gehört und nicht der Ort, an dem ein Mensch geboren wurde seine Entwicklung bestimmen darf.

Im letzten Teil seiner Ansprache betrachtete Dr. Dr. Oswald Bellinger  die Aufgaben der Christen. Dabei ist nicht nur eine finanzielle Hilfe gemeint, sondern auch eine eindeutige Stellungnahme gegen zunehmenden Fremdenhass und dem damit verbunden Erstarken von rechtspopulistischem Gedankengut, Abschiebung in unsichere Herkunftsländer, z.B. Afghanistan, oder Deals mit Diktatoren zu sehen. Weg vom praktischen Relativismus, hin zur Auf- und Annahme der Menschen, die zu uns kommen, bzw. Hilfe für die Ärmsten in ihren Ländern.

Papst Franziskus: … Wir, als Christen müssen und sollten auf den Realismus der sozialen Dimension des Evangeliums nicht verzichten.

Mit einer Meditation zum aktuellen Hungertuch endete diese sehr eindringliche Predigt.