Unser Kirchentagebuch 64

Wenn ich mir das heutige Evangelium …

 

Der heutige Tagebucheintrag ist von:
Stefan Hofer, Pastoralreferent

Donnerstag, 21. Mai 2020

 

Wenn ich mir das heutige Evangelium und die dazugehörige Lesung anschaue fallen mir zwei Halbsätze auf: „was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Apg 1,11 und „ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt.“ Eph 1,22.

Mein Vater sagte manchmal zu uns als Kinder, „was schaut ihr denn wie die Ölgötzen“. Woher dieser Ausspruch kommt, weiß ich bis heute nicht, aber es bedeutete, dass man etwas zu lange anstarrte und anscheinend nicht begriff. So ähnlich sehe ich nicht nur die damaligen Jünger*innen sondern auch uns.

Da schauen wir auf die „himmlische Liturgie“ und es gibt so viele irdische Dinge, die wir machen könnten, wie sich um andere sorgen, Flüchtlinge und Arme schützen, Menschen beraten, Gebäudemanagement nach Klimaschutz zu gestalten; ich denke auch Ihnen fällt noch vieles ein…

Jesus ist als Haupt über die Kirche gesetzt (siehe oben). Normalerweise wird dieser als „Veredelung“ der Kirche verstanden, die ist doch von Jesus Christus. Man kann es aber auch anders herum verstehen. Jesus ordnet die Kirche ein. Wenn sie seine Kirche ist, sollten wir seinen Willen tun. Das ist nicht nur die „himmlische Liturgie“, sondern auch die „irdische Caritas“. Beides bedingt sich und das eine kann nicht über das andere gestellt werden. Allerdings habe ich die Bemühungen um die Gottesdienste beispiellos erlebt. Würden wir nur annähernd so viel Energie in die Caritas, bzw. besser formuliert in die jesuanische Option für die Armen, geben, dann wären wohl viele Probleme schon gelöst. Deswegen denke ich, dass diese Krise Anlass sein kann, darüber nachzudenken, in was wir unsere Energie stecken und wo wir was verändern könnten, z. b. auch unsere klimatischen Anstrengungen (siehe: „Laudato si“ von Papst Franziskus), damit wir erneuert Kirche Jesu Christi sein können.

Eine Vision von Kirche, die mir vorschwebt, ist eine Kirche, die ärmer wird an Geld und Privilegien, aber reicher an Netzwerken und Beziehungen und versöhnt mit Himmel und Erde.

Ich wünsche Ihnen gute Visionen zum Himmelfahrtstag.

Bitte,
denken sie auch an die Menschen in ihrer Umgebung, die nicht über einen Internetzugang verfügen und drucken sie das Kirchentagebuch aus und werfen es ihren Nachbarn, Freunden und Bekannte bei einem kleinen Spaziergang in den Briefkasten!
Vielen Dank