Unser Kirchentagebuch 51

Ein „Tag der Befreiung“

 

Der heutige Tagebucheintrag ist von:

Thomas Schmidt
Priester im Gallus

Freitag, 8.05.2020

Ein „Tag der Befreiung“

Heute vor 75 Jahren endete der zweite Weltkrieg. Für uns Deutsche ein „Tag der Befreiung“ vom Hitlerfaschismus, so hat ihn Richard von Weizsäcker schon 1985 genannt. In diesen   Tagen häufen sich die Berichterstattungen über das Kriegsende, über die Befreiung der Konzentrationslager, über den Alltag im Krieg und in der Nachkriegszeit. Immer wieder erschütternde Bilder, die in mir den Schwur der Häftlinge von Buchenwald aufkommen lassen: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“.

Dass es nach diesem schrecklichen Gemetzel zwischen 1939 und 1945 unzählig viele und nicht nur kalte Kriege gab, verstört mich zutiefst. Dass heute wieder rechtspopulistische Meinungen scheinbar hoffähig werden und sich bis in die Mitte unserer Gesellschaft einnisten, macht mich besorgt und auch wütend. Dass Rassisten, Antisemiten, Neonazis wieder morden in Deutschland, wie zuletzt in Hanau, macht mich fassungslos.

Nichts gelernt? Doch. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Deutschen den Nationalsozialismus und alle seine Folgen ablehnt und dass die Mehrheit unseren demokratischen und sozialen Rechtsstaat verteidigt, bei allen Mängeln, die ihm anhaften.

In der Verteidigung von Demokratie und Freiheit, im Bestehen auf die Menschenrechte aller und im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sollten gerade Christinnen und Christen und ihre Kirchen in der ersten Reihe stehen. Der Tag heute kann uns dazu ermutigen.

Thomas Schmidt

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