Unser Kirchentagebuch 18

Palmsonntag

Sonntag, 5.4.2020

Der heutige Tagebucheintrag ist von:
Thomas Schmidt, Priester im Gallus

 

Heute ist Palmsonntag. Normalerweise gehen wir in den Gallusgemeinden von einer Kirche zu einer anderen, bekennen unseren Glauben öffentlich und nehmen Situationen und Menschen im Stadtteil ins Gebet. Normalerweise. Wie schade, dass das dieses Jahr nicht möglich ist.

Mit diesem Gang aus der Kirche heraus befolgen wir einen Gedanken, den Papst Franziskus uns in seiner Enzyklika Evangelii Gaudium nahegelegt hat: Aufbruch aus der Kirche heraus. Dieser bleibt für uns Christ*innen symbolisch (wie bei einer Prozession) und lebenspraktisch (in unseren Alltag= „Werktagschristentum“) eine Aufgabe und eine Herausforderung.

In diesen Tagen sollen wir aber besser zu Hause bleiben. So helfen wir allen. Wer sich so um sich selbst sorgt, liebt seinen Nächsten. Selten war die Einheit von „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ so einfach zu verstehen.

Wenn wir (fast) nirgendwohin gehen können, ist vielleicht ein „Gang in die Tiefe“ möglich. Ein Gang ins Schweigen, in die Ruhe, in die Betrachtung. Dorthin, wo wir unser Innerstes Gott hinhalten können. Dorthin, wo wir nicht reden (müssen), sondern wo Gott sprechen kann und wir ihn hören können. Dorthin, wo wir uns neu vergewissern können, dass wir als lebendige Wesen miteinander und mit Gott verbunden sind.

Vielleicht erwächst aus dieser schweigenden, demütigen und tiefen Begegnung ein Hosianna zum Einzug Jesu in unser Leben. Das wünsche ich Ihnen.

Thomas Schmidt

 

Eine Bitte:
Nicht alle unsere Gemeindemitglieder haben die Möglichkeit, unser Tagebuch online zu verfolgen. Falls Sie jemanden kennen, der nicht im Internet ist: Drucken Sie den Text aus und bringen sie ihn (vielleicht bei einem Spaziergang?) vorbei.
Vielen Dank!

Ein Gedanke zu „Unser Kirchentagebuch 18

  1. Danke, lieber Thomas, für diesen Impuls! Hoffen wir, dass Jesus an diesem ungewöhnlichen Palmsonntag Einzug hält in unsere Seele!
    Ich war heute Morgen gleich zweimal in der Kirche, weil ich beim ersten Mal mein Portemonnaie vergessen hatte. Beim ersten Mal war es ganz still, niemand war da, und die Atmosphäre des Kirchenraums traf mich nach der Abstinenz mitten ins Herz. Beim zweiten Mal waren einige Gemeindemitglieder da, und es tat gut, vertraute Gesichter zu sehen, – ebenfalls nach einiger Zeit der Abstinenz.
    Da ist etwas, was ich nicht fassen kann, was aber gut tut und die Entbehrung tragen hilft – die Heiligkeit Gottes, die Nähe Jesu und die Verbundenheit mit den Menschen unserer Gemeinde – ja, und auch die stille Einkehr in Demut und Offenheit.

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