Schätze aus dem Schutt

Am Samstag, dem 28. September 2019 besuchte eine kleine Gruppe die Austellung

Schätze aus dem Schutt

die anläßlich des 800. Geburtstages der St. Leonhardskirche sowohl im Sakristeum im Haus am Dom als auch im Dommuseum selbst zu sehen war. 2009 wurde mit der Aussenrenovierung von St. Leonhard begonnen und 2017 erfolgte dann die Innenrenovierung, die – nach 2 Jahren – immer noch nicht ganz abgeschlossen ist. Dabei wurden viele – längst verloren geglaubte Schätze – im Boden wiederentdeckt, da man den Boden im Laufe der Zeit aus Hochwasserschutzgründen um fasst 3 Meter aufschüttete. Dabei wurden viele nicht mehr benötigte Gegenstände einfach mit im Boden vergraben. Zusätzlich konnten mehrere Gräber freigelegt werden, die einen Einblick über das Bestattungswesen im Mittelalters gaben.

Frau Bettina Schmitt, Direktorin vom Dommuseum in Frankfurt führte uns sachkundig durch die Ausstellung und brachte uns die 800 Jahre Geschichte der Leonhardskirche anschaulich nahe. Hier nun ein paar Eckdaten aus der wechselvollen Geschichte von St. Leonhard:

  • 1219 – der König und spätere Kaiser Friedrich II schenkte der Bürgerschaft von Frankfurt auf deren Bitte ein Gelände am Main zur Erbauung einer Kirche. Diese wurde zunächst der Gottesmutter gewidmet; ihr zur Seite stand der Hl. Georg. Erst später erhielt sie den Namen St. Leonhard.
  • 1317 enstand ein Kanonikerstift, bestehend aus 12 Priestern und anderen Geistlichen.
  • 1323 erhielt dieses Stift eine Armreliquie des Hl. Leonhard. Dies führte in den darauf folgenden Jahren zum Übergang des Patroziniums von Maria und Georg zu St. Leonhard. Diese Relequie existiert nicht mehr und ist wohl ein Opfer der späteren Geschichte geworden.
  • 1434 wurde der neue gotische Chor eingeweiht. Das zur damaligen Zeit in voller Blüte stehenden Stift machte den Um- und Anbau notwendig.
  • Im frühen 16. Jahrhundert finanzierten Frankfurter Patrizierfamilien den Umbau von der ehemals romanischen in eine gotische Kirche. Nur die charakteristischen Türme, die Westfassade und die Portale blieben erhalten. Hier wurde auch der Fussboden um 2 Meter angehoben, damit das Hochwasser weniger Schäden verursachen konnte.
  • 1792 wurde die Kiche in ein Lagerhaus umfunktioniert, ein Tiefpunkt in der Geschichte dieser Kirche.
  • 1802 erfolgte die Säkularisierung des Kanonikerstifts. Alles Vermögen ging an die Stadt Frankfurt.
  • 1806 ein weiterer Tiefpunkt: durch die Einquartierung polnisch-preussischer Kriegsgefangener aus dem dritten napoleonischen Krieg wurde der Rest der Ausstattung komplett zerstört.
  • 1808/09 trat ein Wendepunkt in der Geschichte der Kirche ein: Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg verhinderte den Abriss der Kirche und begann mit der Wiederherstellung. Damit verbunden war eine weitere Anhebung des Bodenniveaus.
  • 1809 wurde die renovierte Kirche wieder geweiht.
  • 1881 erneute Renovierung im Sinne des Historismusses. Viele der heute noch vorhanden Altäre wurden damals aufgestellt.
  • 1944 kam die Kirche bei den Bombenangriffen glimpflich davon.
  • 2009 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und Ausgrabungen
  • 2019 die Kirche kann auf 800 Jahre zurückblicken und feiert ihr Jubiläum

Im Anschluss an die Führung im Sakristeum (Haus am Dom) und im Dommuseum ging es zur St. Leonardskirche. Diese ist zur Zeit von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. An den anderen Tagen wird noch gearbeitet. St. Leonhard erstrahlt nun im neuen Glanz. Sie ist eine nicht allzu große Kirche, die jedoch sehr schön restauriert wurde und ganz sicher von den Gläubigen, die sie solange entbehren mussten, wieder als ihre Kirche angenommen wird. St. Leonhard war bereits im Mittelalter eine am Jakobsweg gelegene Pilgerstätte.

Die Darstellung des Hl. Leonards zeigt eine Kette an seiner Hand als Zeichen für die Zuständigkeit des Heiligen für alle Gefangenen und Verfolgten.