Patronatsfest 2019
in St. Hedwig

Am Sonntag, dem 20. Oktober 2019 begingen wir in St. Hedwig das Patronatsfest. Dass der Gottesdienst erst um 18:00 Uhr begann, hatte seinen guten Grund, denn Bischof Dom Edson Damian kam direkt aus Rom von der dort zur Zeit stattfindenden Amazonas- Synode. Nach dem feierlichen Einzug begrüßte Pfarrer Rolf Glaser Bischof Dom Edson Damian und übergab die Leitung des Gottsdienstes an Bischof Damian. Die Messe wurde auf portugiesisch gehalten und Thomas Schmidt – unser Arbeiterpriester – übersetzte sowohl die Predigt als auch später die Informationen der Amazons- Synode ins Deutsche.

In seiner Predigt bezog sich Bischof Damian sowohl auf das Fest der Heiligen Hedwig als auch auf die bisherigen Ergebnisse der Amzonas- Synode.
Zunächst begrüßte er Pfarrer i.R. Hans-Josef Wüst, der lange in Brasilien und in der Diözese von Bischof Damian gelebt hatte sowie Pfarrer Rolf und Thomas. Außerdem begrüßte er das Ehepaar Misterek, das einige Monate am Amazonas eine Schreinerei aufgebaut hatte. Daher seien die Verbindungen zu St. Hedwig besonders tief, umso mehr als heute das Patronatsfest gefeiert werde. Die Heilige Hedwig wird auch in Brasilien sehr verehrt, da sie die Patronin der Armen und Verschuldeten ist. Auf das heutige Evangelium Bezug nehmend (Mk 10,42-45) – Jesus sagt, wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein – stellte Bischof Damian fest, dass das die Heilige Hedwig verstanden hatte, sie setzte sich für die Armen ein.

Jetzt sagte er noch ein paar Worte zu der Amazonas- Synode, von der er gerade gekommen war. Papst Franziskus  verkünde eine arme Kirche für die Armen, daher habe er zur Amazons-Synode geladen, um die Ärmsten und die am entfernsteten liegenden Länder in die Blick zu rücken. Noch nie seien diese indigenen Völker bedrohter gewesen, als heute sowohl in ihren Rechten als auch in ihren Ländern. Drei große Gefahren drohen dem Amazonas- Gebiet:

  • Zerstörung durch die Holzfirmen, die den Regenwald abholzen
  • Zerstörung durch Firmen, die die Bodenschätze ausbeuten und dadurch ebenfalls den regenwald zerstöreb und die Umgebung vergiften
  • Zerströung durch das Agro-Business, das viel Wald rodet, um Weidefläche für das Vieh zu gewinnen

 

20 % von Amazonien ist schon zerstört, wenn weitere 5 % zerstört werden, kann der Regenwald nicht mehr seiner Aufgabe als CO2 Speicher gerecht werden.

60 % der Fläche Brasilien gehören zu Amazonien, 30 % in den anderen Ländern. Zwei Ziele hat Papst Franziskus erklärt:

  • Eine Kirche, die den indigenen Völkern beisteht, auf diese Völker zu hören und ihre Weisheit zu nutzen. Viele dieser Völker leben schon 12000 manche 5000 Jahre dort. Sie sind die Hüter des Regenwaldes.
  • Das zweite Ziel ist eine ganzheitliche Ökologie, die das Leben auf diesem Planeten für alle möglich und lebenswert macht. -> Laudato Si

Am 6. Oktober hat diese Synode begonnen und der erste Schritt ist das Hören, hören auf die, die dort leben. In diesem Gebiet leben 390 Völker, von denen die Hälfte auf dieser Synode vertreten sind. Dort sind 225 Leute, von denen 150 Bischöfe sind und 40 Frauen, von denen 20 indigene Wurzeln haben. Jede und Jeder haben 4 Minuten Zeit um ihre Anliegen vorzubringen. Danach können Fragen gestellt werden. Papst Franziskus selbst hat sich 2 mal zu Wort gemeldet, als ganz normaler Teilnehmer – nicht als Papst. Morgen geht es dann in die 3. Runde. Eine Redaktionsgruppe erarbeitet nun ein Dokument, das am Montag vorgelegt und diskutiert wird. Somit ist sichergestellt, dass keine Informationen verloren gehen. Dieser Vorgang wird noch bis Samstag gehen. Dann wird das entgültige Dokument mit den Beschlüssen vorliegen.

Nach dem Gottesdienst war dann Gelegenheit, die Informationen der Predigt weiter zu vertiefen und vor allem auch Fragen zu stellen. Von dieser Möglichkeit wurde reger Gebrauch gemacht. Das Dokument, das als Grundlage der Diskussion diente, kann hier eingesehen werden. Eine Zusammenfassung des Gesprächs mit dem Bischof finden Sie unter dem Katakombenpakt.

Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Danke an alle, die auch schon im Vorfeld eingekauft und dann zubereitet hatten.

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Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus

Das Dokument kann hier eingesehen werden:

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Bischof Dom Edson Damian aus der Diözese Sao Gabriel da Cachoeira
zu Besuch in Griesheim

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Am 20.10.2019 feierte Bischof Dom Edson mit uns das Patronatsfest in der Gemeinde St. Hedwig. In einem feierlichen Gottesdienst hielt Dom Edson die Predigt, in der er über die beiden wesentlichen Anliegen der Amazoniensynode sprach. Es gehe einerseits um eine ganzheitliche Ökologie als ein Anliegen für die ganze Menschheit und damit verbunden auch um den Schutz der indigenen Völker. Andererseits gehe es um neue Wege für die Kirche Amazoniens, damit sie dieser großen Herausforderung gerecht werden kann.

Nach dem Gottesdienst führte er diese Gedanken weiter aus, erläuterte den am selben Tag geschlossenen Katakombenpakt und stellte sich den Fragen der vielen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer.

Hier einige seiner Aussagen aus dem Gespräch:

„Ich bin Bischof in der Diözese Sao Gabriel da Cachoeira. Sie erstreckt sich auf ein Territorium von 290.000 km². In ihr leben sehr viele indigene Völker, besonders das Volk der Yanomami. In diesem großen Gebiet können die Priester die kleinen Gemeinden maximal 3-4mal besuchen und Eucharistie feiern. Während des Jahres halten Katechisten das kirchliche Leben aufrecht.“

„Deshalb betreiben wir bisher eine ‚Pastoral des Besuches‘. Wir müssen aber zu einer ‚Pastoral der Anwesenheit‘ kommen. So verteidigen viele Bischöfe auf der Amazoniensynode die Idee, dass verheiratete Männer, die in den Dörfern Verantwortung für die Gemeinde übernommen haben, zu Priestern geweiht werden („viri probati“). Die Gemeinden haben ein Recht auf die Eucharistie.

„Die Frauen sind unverzichtbar für unsere pastorale Arbeit. Sie sind sehr nah am Leben dran und stehen ein für die Gerechtigkeit. Viele von uns haben das Diakonat der Frau vorgeschlagen“ (Später schätzte er die Verwirklichungschancen dafür auf der Synode leider als eher gering ein).

„Wir brauchen eine indigene Theologie, die von den Völkern, ihren Weisheiten und ihren Traditionen her denkt und die Botschaft des Evangeliums in ihre Kultur übersetzen kann. Der Heilige Geist ist seit der Schöpfung überall wirksam und gegenwärtig in jedem Menschen.“

„Gegen die Synode wird viel agiert, innerhalb und außerhalb der Kirche. Besonders die brasilianische Regierung, die für die völlige Erschließung und wirtschaftliche Entwicklung des Amazonasgebietes eintritt, wollte selbst an der Synode teilnehmen. Als das nicht gelang, drohte sie mit eine ‚Anti-Synode‘.“

„Der innerkirchliche Widerstand bezieht sich vor allem auf die Frauen- und die Zölibatsfrage. Dabei wissen wir, dass Frauen in der Urkirche schon Verantwortung hatten und dass auch der Zölibat  nicht immer gegolten hat: Petrus hatte eine Schwiegermutter, nach den Paulusbriefen soll der Bischof nur eine Frau haben, in den Ostkirchen mit anderem Ritus gibt es heute verheiratete Priester und für anglikanische und protestantische Konvertiten wurden immer wieder Dispenzen erteilt.“

„Die Synode soll wirklich etwas Neues hervorbringen, nicht das Alte fortsetzen. Dazu hat uns Papst Franziskus ausdrücklich ermutigt. Seine Anwesenheit ist sehr brüderlich und ermutigend. Er garantiert ein Klima der Freiheit und des Freimutes der Rede. Er ermahnt uns, vor allem auf die indigenen Völker zu hören. In einem sehr großen Vorbereitungsprozess ist das auch in beeindruckender Weise geschehen.“

Eindringlich bat der Bischof um unser Gebet um den Heiligen Geist, damit die Synode wirklich neue Wege für die Kirche eröffnen kann, auf denen sie besser die Rechte der indigenen Völker verteidigen und eine ganzheitliche Ökologie vorantreiben kann.

(Thomas Schmidt)

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Hier noch einmal der Hinweis auf die Veranstaltung im Haus am Dom

 

Zu diesem Thema gibt es eine weitere Veranstaltung im Haus am Dom, Domplatz 3 am 28. Oktober 2019 um 19:00 Uhr mit Pirmin Spiegel (Einführung) und Prof. Dr. theol Paulo Suess, Prof. Ottmar Edenhofer und Bischof Wilmar Santin als Referenten. Näheres entnehmen Sie bitte dem angefügten Flyer: