Die Welt wird eine Andere werden

Felix Polten SJ berichtet von der Arbeit mit Flüchtlingen im Kongo und weltweit.Reisetagebuch_Kongo_2016_1  Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Gemeindesaal in der Elsterstraße, als am Mittwoch letzter Woche der junge Jesuit und gebürtige Griesheimer Felix Polten vor dem Hedwigsforum sprach. Dass bisher noch kein „Reisetagebuch“ so gut besucht war, wie Pfarrer Rolf Glaser bei der Begrüßung anmerkte, verwundert nicht; waren doch viele sichtlich auch gekommen, um „ihren“ Felix in seiner alten Heimat willkommen zu heißen. Dieser hatte sich aus aktuellem Anlass umentschieden und berichtete nicht wie angekündigt ausschließlich über seinen Einsatz im Kongo, sondern stellte die Arbeit des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes insgesamt vor, für den er in dem afrikanischen Land tätig war und für den er gegenwärtig als Flüchtlingsseelsorger in einem Berliner Abschiebegefängnis arbeitet.

Das Selbstverständnis dieser Hilfsorganisation umschrieb Polten mit den drei englischen Schlagworten „to accompany“, „to serve“ und „to advocate“ – zu Deutsch „begleiten“, „dienen“ und „Fürsprache einlegen“: Erst durch die beziehungsstiftende Begegnung und das Teilen des Alltags („begleiten“) könne man wissen, welche Hilfe („dienen“) überhaupt benötigt werde. Da individuelle Not aber zumeist auf gesellschaftliche Missstände zurückzuführen sei, gelte es jedoch ebenso auf eine Veränderung der Strukturen hinzuwirken („Fürsprache einlegen“). Wie dies konkret aussehen kann, zeigte der Jesuit durch Einblicke in sein persönliches Wirken im In- und im Ausland: Das Leben in einem nordkongolesischen Flüchtlingslager genauso wie die Realität der Abschiebehäftlinge von Eisenhüttenstadt. In seinem Schlusswort machte Felix Polten deutlich: Die Flüchtlingsproblematik hat ihre Wurzeln in einer weltweiten Problematik von ungerechtem Wirtschaftssystem, der hinzukommenden Umweltproblematik und den daraus resultierenden Konflikten. Und: Durch die weltweite Migrationsbewegung wird unsere Welt eine andere werden, als sie vorher war.

Tobias Maierhofer / Rolf Müller