Das Wochenwort 23

Dass das Trauern ferne flieht….

 

Das heutige Wochenwort kommt von:
Rolf Müller, Pastoralreferent

Sonntag, 15. November2020

 

Der November wird von vielen als ein „trauriger Monat“ bezeichnet. Warum das so ist, ist mir intuitiv klar: Die Bäume verlieren ihre Blätter, draußen ist es meist trüb und nass, die Sonne scheint selten und die Tage werden immer kürzer. Die Gedenktage an unsere Toten an Allerseelen, am Volkstrauertag und am Totensonntag liegen wohl nicht umsonst in diesem Monat. In diesem November scheint mir alles noch etwas trauriger zu sein: Durch den Lockdown sind die Restaurants, die Sportvereine und vieles andere mehr nicht mehr zugänglich; viele Begegnungen und Feiern nicht mehr möglich. Es ist für manch einen ein besonders trauriger November im Jahr 2020.

Ein Lied aus unserem Gotteslob spricht mich gerade in diesen Tagen besonders an. Es heißt: „Singt dem Herrn ein neues Lied“ (Gl 409). Der Text der Strophen ruft zum Lob Gottes auf: „Singt dem Herrn ein neues Lied, niemand soll’s Euch wehren. Dass das Trauern ferne flieht, singet Gott zu Ehren.“ In meinen Worten heißt das: Nichts soll mich davon abhalten, Gott zu ehren. Dann wird das Trauern fliehen. Das ist keine einfache Botschaft für mich. Soll das Traurig sein einfach verschwinden, wenn ich anfange, ein Loblied zu singen? Ich weiß nicht, ob das alleine reichen würde. Aber in der dritten Strophe bekomme ich einen guten Hinweis: „Hat er (Gott) nicht zu aller Zeit uns bisher getragen und geführt in allem Streit, sollten wir verzagen?“ Ich verstehe diese Zeilen als eine Aufforderung an mich: Ich soll mich an die Spuren Gottes in meinem Leben erinnern. Was habe ich schon an Schönen, Sinnvollem, Guten erfahren und erlebt? Denn mir geht es da oft wie vielen anderen auch. Ich sehe zuerst das, was nicht so gut läuft, was mich traurig oder wütend macht. Wenn ich mich dagegen an Gottes Spuren in meinem Leben erinnere wird mir klar: Ganz oft habe ich mich von ihm getragen gefühlt. Manchmal auch in schlechten Zeiten. Ich erinnere mich an so manches gute Gespräch und an gute Begegnungen, die mich wirklich gerade dann getröstet haben. Und dann denke ich an die Zusage Gottes, wie sie in dieser dritten Strophe formuliert wird: „Seine Schar verlässt er nicht, und in dieser Zuversicht, darf sie’s fröhlich wagen.“ Diese Zusage gilt, da bin ich mir sicher, auch für uns heute!

Der Liedtext wurde von Alfred Kempf in einer schwierigen Zeit geschrieben, im Jahr 1941. Seine elsässische Heimat war vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt, der Krieg bereits im vollen Gange. Es beeindruckt mich, dass der Dichter gerade in dieser sehr traurigen Zeit so ein Lied des Trostes und der Hoffnung geschrieben hat. Umso wichtiger ist mir dieses Lied in diesem November: „Lasst sein Lob durch Wort und Tat täglich neu erschallen“ – diese Zeile aus der 2. Strophe bringt es für mich auf den Punkt. Ich soll Gott mit Worten, aber besonders auch durch Taten loben. Gerade in diesem Jahr fällt mir viel dazu ein: Wir selbst sollen versuchen, einsamen Menschen ein Trost zu sein und aktiv denen zu helfen, die uns brauchen. Denn so können auch andere Menschen durch uns das erfahren, was der Dichter mitten im zweiten Weltkrieg wohl erfahren hat: „Führt auch unser Weg durch Nacht, bleibt doch seines Armes Macht über unserm Wallen.“