Am Samstag, dem 29. Februar 2020 hörten wir um 17:30 Uhr die erste Fastenpredigt 2020. Frau A. Polten begrüßte zunächst unseren Gastredner Dr. Wolfgang Pax und stellte ihn der Gemeinde kurz vor:
- Leiter des Kommisariats der katholischen Bischöfe im Land Hessen in Wiesbaden
- Bischofsvikar für den synodalen Bereich im Bistum Limburg
- Lehrbeauftragter an der Goethe- Universität
- Mitglied im Domkapitel
Zu Beginn seiner Ausführungen stellte Dr. Wolfgang Pax verschiedene Kirchenbilder vor und eräuterte sie. Kirchenbilder seien nicht neutral, sondern verfolgen einen bestimmten Zweck. Mit ihnen werde Kirchenpolitik gemacht.
So z.B. das Bild von Jesus als Hirt und die Schar der Gläubigen als Herde zeige, dass einer vorangeht und andere ihm folgen. Dabei kann es aber durchaus sein, dass die Rollen dessen der vorangeht und die ihm folgen sich tauschen. – Ein zweites Bild ist das Bild der Kirche als Volk Gottes. Dies lasse die Vorstellung eines demokratischen Miteinanders durchaus zu. An erster Stelle steht dabei immer Gott selbst. Darunter kann es aber verschiedene Prozesse geben, die Spielraum für Gestaltung lassen. Ein weiteres Bild ist das Bild der Kirche als der Leib Christi. Hier ist alles mit allem verbunden: leidet ein Teil, so sind alle davon betroffen. – Kirche ist sowohl der von Gott gewollte Teil aber auch das, was die Menschen in diese Kirche einbringen.
Im zweiten Teil befasste sich Dr. Wolfgang Pax mit dem synodalen Weg. Der synodale Weg ist kein kirchenrechtliches Gebilde, sondern aufgrund seiner Zusammensetzung eine ganz spezielle Form. Dabei spielt der Weg eine wichtige Rolle: Jesus sagt von sich selbst , dass er der Weg sei, auf dem man zu Gott gelangt. Das Leben Jesu ist ein Weg, der ihn von Galiläa nach Jerusalem führt. Besonders deutlich wird die Bedeutung des Weges in der Emmaus- Geschichte. Der Weg hat nicht nur einen Start- und einen Endpunkt, sondern hat auch Stationen, an denen sich etwas ereignet: da werden Dämonen ausgetrieben, Blinde geheilt, usw.
Der gemeinsame Weg ist aber auch eine Möglichkeit, durchaus konträre Ansichten zu diskutieren und eine gemeinsame Lösung zu finden. Lösungen werden gemeinsam gefunden und können dann auch von der Gemeinde angenommen werde. Für den synodalen Weg gehören also weder das Top-Down-Prinzip noch Kampfabstimmungen, sondern das Ringen um einen breiten Konsens.
In der Vergangenheit hat sich jedoch die Ansicht herausgebildet, dass der synodale Weg etwas klerikales ist, nicht aber auch die Laien betrifft. – Aus dem Brief Papst Franziskus an das pilgernde Volk Gottes werden zwei Punkte deutlich:
- auf die Probleme und Nöte der deutschen Kirche eine Antwort zu suchen
- und dabei die Gemeinsamkeit mit der Weltkirche nicht aus dem Auge zu verlieren
Dieser synodale Weg ist aufgrund einer Krisensituation der deutschen Kirche entstanden. Der Missbrauchsskandal dürfte hier sicherlich ausschlaggebend gewesen sein.
Vier Themenforen wurden festgelegt:
- „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“
Datei herunterladen - „Priesterliche Existenz heute“
Datei herunterladen - „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“
Datei herunterladen - „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“
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Zur Synodalversammlung gehören alle 69 (Weih-)Bischöfe, 69 Mitglieder aus dem Zentralkomitee, jeweils 1 Mitglied aus den 27 Priesterräten, Mitglieder aus Orden, usw. Für Menschen unter 30 Jahren sind eigens Plätze reserviert worden. (weiter Informationen finden sie unter www.synodalerweg.de).
Wie werden Entscheidungen gefällt? Eine Entscheidung kann nur – im Sinne eines breiten Konsens – mit einer 2/3 Mehrheit beschlossen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch die Bischöfe mit 2/3-Mehrheit zustimmen müssen. In etwa 2 Jahren ist dann mit einem Ergebniss zu rechnen.
2 Gruppen stehen sich innerhalb dieses Prozesses gegenüber:
- die einen befürchten eine (weitere) Verweltlichung der Kirche und sind strickt dagegen
- die anderen – mehrheitlich – dafür, dass es weitreichendere Veränderungen gibt.
Eine Frage stellt sich dabei: wie kann eine Kirche glaubhaft das Evangelium verkünden, wenn sie hauptsächlich mit inneren Problemen zu kämpfen hat.
Auch der Wunsch zum Empfang eines Sakramentes ist deutlich zurückgegangen. Wir werden in Zukunft eine kleinere Gemeinschaft derer sein, die aus den Sakramenten lebt.
Eine andere Frage ist: worauf können wir in Zukunft verzichten und was sollte unbedingt erhalten werden? Zuspruch werden wir erhalten, wenn Menschen sich in unserer Kirche angenommen fühlen.
Im Anschluss an diese Fastenpredigt feierten wir noch eine Heilige Messe.