Unser Kirchentagebuch 8

„Ich hasse unsre Liebe auf Distanz…“

Der heutige Tagebucheintrag ist von:
Juraj Sabados,
Pfarrer der slowakischen Gemeinde

Donnerstag, 26.3.2020

Vielleicht kennen Sie das Lied von Revolverheld mit Antje Schomaker. Ich mag dieses Lied sehr. Die Sänger beschreiben darin die Liebe zweier Menschen, die trotz der tiefe Ihrer Gefühle füreinander immer wieder verzweifeln und Angst davor haben, gemeinsam zu scheitern.

Vielleicht etwas melancholisch, aber wahrscheinlich spricht mich das an, weil ich etwas in der Art oft im Alltag erlebe und das schon lange…weit weg von Menschen zu sein, die ich liebe und nur per Telefon den Kontakt halten…dafür bin ich sehr dankbar, aber es fällt schwer..

Ein Beispiel: täglich im Kontakt mit meiner Mama zu sein ist anderes, als sie zu umarmen, Ihr Parfüm zu riechen, Ihr Essen zu schmecken…das betrifft auch andere Beziehungen.

Heute sage ich – ich hasse meine Arbeit auf Distanz. Meine pastorale Arbeit als Priester.

Ganz ähnlich fühlt es sich in dieser Zeit für uns als Gemeinschaft an…leere Kirchen und Straßen, geschlossene Büros, körperliche Distanz, zwischenmenschliche Kontakte nur über soziale Netzwerke…

Die Distanz tut wirklich weh.

Und dennoch, eines lerne ich täglich neu, mein ganzes Leben und im Moment sehr intensiv:

Eine Liebe kennt keine Distanz – Gottes Liebe.

Der tägliche Ruf aus ganzem Herzen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9, 24).

Im Übrigen endet das Lied mit den Worten in der letzten Strophe: „Und weiß genau, das schaffen wir; wir kriegen das schon hin“.

Die Liebe gibt uns Energie weiterzumachen.
Euer Juraj

Eine Bitte: Nicht alle unsere Gemeindemitglieder haben die Möglichkeit, unser Tagebuch online zu verfolgen. Falls Sie jemanden kennen, der nicht im Internet ist: Drucken Sie den Text aus und bringen sie ihn (vielleicht bei einem Spaziergang?) vorbei. Vielen Dank!

 

2 Gedanken zu „Unser Kirchentagebuch 8

  1. Ich bin beeindruckt von den vielfältigen Gedanken unserer Hauptamtlichen in ihren täglichen Beiträgen.
    Die Vielzahl führen mich jeweils auf neue Spuren, das finde ich eine
    Bereicherung, dank des pastoralen Raumes.
    Diese Erweiterung der Angebote empfand ich schon während den Tagen der
    Begegnung als ein Geschenk.
    Die Distanz durch Corona führt uns auf diese Weise sogar näher zusammen.

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