3. Fastenpredigt 2019
in St. Hedwig

Am Samstag, dem 6. April 2019 um 17:30 Uhr hielt Abt em. Franziskus Heeremann, OSB die 3. Fastenpredigt in St. Hedwig. Das übergeordnete Thema unserer diesjährigen Fastenpredigten waren die Kardinaltugenden. Gegenstand dieser Fastenpredigt war das Maß.

Auch an diesem Samstag begrüßte Frau A. Polten zunächst unseren Gast und fasste kurz seinen Werdegang zusammen.

Abt em. Franziskus Heeremann bezog sich in seiner Predigt auf seinen Orden der Benediktiner und deren Regeln. Wie wichtig es ist, das richtige Maß zu finden, wird schnell deutlich, wenn man die Bedingungen des Ordens vor dem Wirken des Heiligen Benedikts sieht: extreme Leistungen, so z. B. strenges Fasten, hartes Arbeiten und möglichst wenig Schlaf. Benedikt änderte dies dahingehend, dass es genug zu Essen, ausreichend Schlaf und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beten und Arbeiten gab. Eng verbunden mit dem Begriff Maß ist der Begriff Ordnung: Ordnung führt zu einem geregelten Leben, in dem der Einzelne nach seinen Fähigkeiten lernen und reifen kann. Hierzu zitierte Abt Franziskus die 64. Regel des Ordens:

8 (Der Abt) wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll….
11 Muss er … zurechtweisen, handle er klug und gehe nicht zu weit; sonst könnte das Gefäß zerbrechen, wenn er den Rost allzu kräftig auskratzen will.
12 … Er denke daran, dass man das geknickte Rohr nicht zerbrechen darf. (Jes 42,3)
13 Damit wollen wir nicht sagen, er dürfe Fehler wuchern lassen, vielmehr schneide er sie klug und liebevoll weg, wie es seiner Ansicht nach jedem weiterhilft…
16 … Bei geistlichen wie bei weltlichen Aufträgen unterscheide er genau und halte Maß.
17 Er denke an die maßvolle Unterscheidung des heiligen Jakob, der sprach: „Wenn ich meine Herden unterwegs überanstrenge, werden alle an einem Tage zugrunde gehen.“ (Gen 33,13)
18 Diese und andere Zeugnisse maßvoller Unterscheidung, der Mutter aller Tugenden, beherzige er. So halte er in allem Maß, damit die Starken finden, wonach sie verlangen, und die Schwachen nicht davonlaufen.

Zuviele Regeln und starres Achten auf deren Einhaltung können jedoch das Leben ersticken. Was aber passiert, wenn das Maß verloren geht und Maßlosigkeit die Folge ist. In der jüngeren Geschichte haben wir viele Beispiele dafür: 2 Weltkriege, in den 80-zigern ein maßloses Wettrüsten der Großmächte, ungebremster Energiebedarf, etc.

Ob es um unser Wirtschaftsystem geht oder unsere Mobilität, immer führt die Maßlosigkeit zu erheblichen Problemen in unserer Umwelt. Aber auch im privaten Bereich können wir die Auswirkungen von „Zuviel“ spüren, sei es bei Essen und Trinken, oder bei sportlichen Höchstleistungen. Auch bei der Ansammlumg von Gütern aller Art wird das gesunde Maß außer acht gelassen. Bei der Frage, wem dies alles nützt erhält man keine befriedigende Antwort.

Das rechte Maß muss scheinbar erst erlernt werden. Während man in der Jugend noch glaubt, dass alles möglich sei, muss später vielleicht erkennen, dass die einmal gesetzten Ziele nicht erreichbar sind. Unsere Position im Leben versuchen wir im Vergleich mit anderen zu bestimmen. Gerade dieses Vergleichen hindert die eigene Entwicklung. Nicht was ich kann sondern wie ich im Ranking zu anderen stehe, bestimmt mein Leben. Hier das rechte Maß zu finden kann sehr schwierig sein und geht sicher nicht ohne schmerzliche Momente ab.

Nicht Wissende , sondern Suchende und Fragende sind wir. Am Ende seiner Predigt zitierte Abt em. Franziskus den Kirchenleher Franz von Sales: Das Maß der Liebe ist die Liebe ohne Maß. Hier endet das Suchen und Fragen.