Am Samstag, dem 17. Februar 2018 hielt Professor Dr. Wolfgang Beck,
Lehrstuhl für Pastoraltheologie und Homiletik in St. Georgen (ext. Link), die erste Fastenpredigt in diesem Jahr in St. Hedwig. Das Hauptthema der diesjährigen Fastenpredigten lautet:
„Werte fallen nicht vom Himmel“. Das Thema der 1. Fastenpredigt stand unter dem Titel: „Mehr Last als Lust: Was taugt der Glaube für die Frage nach den Werten?“.
Pfarrer Rolf Glaser begrüsste zunächst Professor Dr. Wolfgang Beck.
Ausgehend von dem Roman Deutschstunde von Siegfried Lenz, in dem ein Polizist ohne jeden Zweifel einfach die angeordneten Maßnahmen durchführt, ohne diese auch nur annähernd zu hinterfragen. Er handelt zwar korrekt, aber diese Korrektheit engt seine Welt ein. Werte als absolut zu setzen ist gefährlich, da die Gefahr besteht, das eigene Denken abzuschalten. Gerade in unserer Zeit scheint es ein Bedürfnis nach einfachen Antworten zu geben.
Dass dies nicht zielführend ist, zeigte ein zweiter Aspekt der Predigt: dieser befasste sich mit den Umwegen Jesu, der nicht direkt nach Jerusalem aufgebrochen ist, sondern erst nach Galiläa ging, um dort zu wirken und seine Jünger um sich zu versammeln. So konnte er die Situation der Menschen besser kennenlernen und verstehen.
Dieser zweite Aspekt floss schließlich wieder in die ersten Betrachtungen ein; so gab er der Kirche eine gewisse Mitschuld an dem Verhalten der einfachen Werte- Übernahme, da sie sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als Werte- Autorität verstand. Letztendlich gelangte er in seinen Ausführungen zu der Erkenntnis , dass man Umwege in Kauf nehmen und bestehende Werte auch hinterfragen sollte. Wer Unkenntnis und Unsicherheit zugibt, hat zumindest die Möglichkeit, ein Umdenken und damit eine Veränderung von Lebensumständen zu bewirken; wer nur an Bestehendem festhält, dem ist dies jedoch genommen.
Jesus steht dafür, wie bestehende Werte hinterfragt und damit neue Wege beschritten werden können. Dieses Hinterfragen ist aber anstrengend und führt in eine gewisse Unsicherheit, die auszuhalten nicht unbedingt jedem gegeben ist. Daher – so Professor Dr. Beck – sind zwei der möglichen Versuchungen der Populismus und der Autoritarismus. Während der Populismus Stimmungen im Volk aufgreift und sich diese zu nutze macht, liegt die Gefahr des Autoritarismus in der Abgabe der eigenen Entscheidung an eine scheinbar geeignetere Institution.
Es ist zwar gut, wenn die Kirche einen eigenen Standpunkt hat, die Gefahr besteht jedoch, wenn dieser als absolut gesetzt wird und als verbindlich betrachtet wird. Wie aber soll denn dann ein christliches Leben möglich sein? Die Antwort könnte lauten: ein christliches Leben zeigt sich am ehesten in der Zuwendung zu den Schwachen, auch wenn man in einer weltlichen Gesellschaft damit zu den scheinbaren Verlierern gehört.
Der Vorabendgottesdienst im Anschluss wurde ebenfalls von Professor Dr. Wolfgang Beck gehalten.